Tagesbotschaft des Bistums Osnabrück sorgt für Irritation

screenshot https://bistum-osnabrueck.de

Ein Kommentar von Bianka Specker

Das Bistum Osnabrück twittert jeden Tag eine Tagesbotschaft. Heute am Freitag, einem für gläubige Christen besonderer Tag, weil der Freitag an den Tag erinnert, an welchem Jesus am Kreuz gestorben ist, würdigen die Gläubigen den Freitag als besonderen Tag.

Die katholische Kirche irritiert inmitten der Fastenzeit vor Ostern mit folgendem Tweet:

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In Panik geraten und die Angst spüren?

Wir konnten in der Redaktion nach reichlicher Diskussion ebenfalls keinen wirklichen Sinn in einem solchen Tweet erkennen. Wollte die Kirche einfach Aufmerksamkeit mit diesem Tweet erreichen, der Hashtag liefert an Freitagen sicherlich immer noch viele Clicks, oder wollten sie auf den Greta Thunberg Zug aufspringen, um Schäfchen zu rekrutieren?

Das kam uns für die Institution Kirche, wie wir sie kennen, doch etwas zu einfach und plump vor. Wir fragten deshalb direkt beim Bistum Osnabrück nach.

Den genauen Urheber des Tweets konnten wir nicht ausmachen, es entwickelte sich jedoch ein sehr gutes Gespräch, indem wir unsere Sicht auf die Dinge etwas gerade rücken mussten.

Dieser Tweet sollte mitnichten Angst oder Panik unter den Kindern und Jugendlichen oder Menschen schüren, „sondern Solidarität mit den Gedanken Thunsbergs bezüglich der Schöpfung vermitteln“, so Annika Ehrbar zu unserer Redaktion.

Das Eintreten für weltweite Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ist laut dem Bistum Osnabrück ein gemeinsamer Auftrag aller Christen.

Übernimmt die Kirche in Osnabrück konkret Schöpfungsverantwortung?

Überrascht hat uns das umfangreiche Engagement der hiesigen Kirche und ihrer Mitglieder im fairen und ökologischen Bereich.

Impulskarten zur Selbstreflektion

Sein eigenes Konsumverhalten während der Fastenzeit infrage stellen – dazu laden auch die Impulskarten zu Papst Franziskus‘ Umweltenzyklika ein, die im Bistum Osnabrück erschienen sind. Für jeden Tag in der Fastenzeit gibt es eine kurze Information und eine Aufforderung zu einem konkreten Tun. „Dahinter steckt die Idee, dass ich mir so meiner Lebensmuster und Gewohnheiten bewusst werde: Wie oft steige ich eigentlich am Tag ins Auto und warum? Geht das nicht auch per Rad, Bahn, Bus oder zu Fuß?“

Der Bibelgarten in Werlte

Die Idee zum Projekt Bibelgarten in Werlte hat sich im Jahr 2000 im Bibelkreis der St.-Sixtus-Gemeinde in Werlte entwickelt. Die Gruppe traf sich regelmäßig im Pfarrhaus und fragte sich bei dem Anblick des brachliegenden Grundstücks, ob daraus nicht etwas sinnvolles zum Thema „Schöpfung“ entstehen könnte. Im Rahmen der Lokalagenda 21 und mit dem Preisgeld der Aktion „Pro Schöpfung“, die das Bistum im Jahr 2000 ausrief, konnte die Gruppe das Projekt in Angriff nehmen. So entstand auf 1300 Quadratmetern mitten in Werlte vor zehn Jahren der Bibelgarten, der sich in fünf Bereiche: den paradiesischen Schöpfungsgarten, die Wüste, den Ackergarten, das verheißene Land und in der Mitte den Garten der Begegnung unterteilt.

Pflanzen, die in der Bibel vorkommen oder zumindest eine christliche Anlehnung im Namen haben, wie die Pfingstrose, die Kapuzinerkresse oder die Mariendistel, sind hier zu sehen.

Kindergruppen können hier in der Praxis die Natur erleben: Sie lernen wie Mehl früher gemahlen wurde und wie an der Feuerstelle Brot gebacken werden kann. Es geht um ein praktisches Erleben der Bibel, um einen neuen Zugang zu den biblischen Texten und das Kennenlernen der Natur, den Kindern einen Bezug zu den Pflanzen herzustellen. Von einfachen Gemüsepflanzen wie Zwiebeln und Porree bis zu Pflanzen wie Aloe Vera, Wein, Rizinus und Leinsamen und vielen anderen reicht die Lehrstunde.

Rund 40 Gartenführer helfen bei der Pflege und bei anfallenden Arbeiten. Die nicht winterfesten Pflanzen, darunter unzählige Sträucher und Palmen werden ausgehoben und beziehen dann in örtlichen Autohäusern ihr Winterquartier.

Der Imker im Garten

Im Garten des Priesterseminars befindet sich ein Bienenstock, der von einem Imker betreut wird. Die Biene spielt eine zentrale Rolle im Erhalt unserer Kultur- und Landwirtschaft. Bienen und andere Blütenbestäuber tragen wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, denn sie sorgen für die Verbreitung hunderttausende Pflanzen, auf die wiederum unzählige Tierarten als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. In den letzten Jahren sind die Bienenpopulationen drastisch zurückgegangen, so gibt es in laut nabu in Europa etwa zehn Prozent weniger Bienen als noch vor einigen Jahren, in den USA 30 Prozent weniger Bienen und im Nahen Osten ist sogar ein dramatischer Rückgang von 85 Prozent zu verzeichnen. 

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Die Aktion „Faire Gemeinde“

Im Bistum Osnabrück gibt es eine Vielzahl an Gemeinden, die auf dem Gebiet Schöpfungsverantwortung bereits aktiv sind.

Es gibt im Bistum nicht nur viele Weltläden und Fair-Handels-Gruppen, die auch nach dem Gottesdienst oder bei anderen Gemeindeveranstaltungen fair gehandelten Produkte verkaufen, sondern auch die Aktion „Faire Gemeinde“.

Mit dieser besonderen Aktion ermutigt das Bistum Osnabrück – zusammen mit der SüdNord Beratung, dem Arbeitskreis Faire Gemeinde und der Bischöflichen Kommission Mission Entwicklung Frieden – seine Kirchengemeinden, faire und ökologische Aspekte noch mehr zu berücksichtigen, zum Beispiel beim Einkauf von Blumenschmuck, beim Bezug von Büromaterial und beim Einsatz von Strom, Gas oder Heizöl.

Aktion „Faire Gemeinde“

Bischof Franz-Josef Bode eröffnete die Aktion „Faire Gemeinde“ im Frühjahr 2012 mit den Worten: „Ich freue mich, wenn sich in unserem Bistum viele Gemeinden und Pfarreiengemeinschaften an der Aktion beteiligen, und unterstütze die Initiative ausdrücklich!“

Gemeinden, die sich bisher noch nicht engagieren, sollen angeregt, ermutigt und unterstützt werden, sich in Zukunft mehr Gedanken über faires und ökologisches Verhalten zu machen. Unterstützung bekommen die Gemeinden durch einen praktischen Leitfaden, in dem sich Argumente für faire und ökologische Produkte, ein Überblick über verschiedene Sozial- und Umweltsiegel, ein Einkaufsführer, hilfreiche Links und weitere Informationen rund um das Thema befinden.

Auch kleine Taten machen die Welt besser

Mit einer schriftlichen Selbstverpflichtung können die Gemeinden dann Akzente setzen: Aus fairen Kriterien und ökologischen Kriterien, wie z.B. fairer Verköstigung bei Veranstaltungen, fairen Geschenke, Verwendung fair gehandelter Blumen, Umsetzung von Energiesparmaßnahmen, Einsatz regionaler und biologisch erzeugter Produkte und Verwendung von Recyclingpapier sollen mindestens fünf ausgewählt werden, die die Pfarrei dann umsetzt. Inzwischen gibt es im Bistum über 100 Faire Gemeinden.

André Meyer, Ansprechpartner in Pye für die Aktion:

„Wir können die Welt mit kleinen Taten ein Stück besser machen – sei die Tat, die wir vollbringen, auch noch so klein. Wir und unsere Nachkommen brauchen diese Welt, die Gott uns anvertraut hat. Diese Fürsorge muss für alle Christen und für jeden Menschen an erster Stelle stehen.“

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Resumée

Auch wenn wir mit dem Tweet immer noch nicht ganz glücklich finden, so hat er uns doch veranlasst, das Handeln und die Kirche in Bezug auf ihre Schöpfungsverantwortung zu hinterfragen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Wir danken an dieser Stelle Frau Annika Ehrbar, die uns sehr kurzfristig zu Fragen zur Verfügung stand.