Zoo Osnabrück: Tierarztbesuch bei den Polarfuchsbabies

Marcel Köck-Nitschke (Tierpfleger), Tanja Boss (Revierleiterin und Tierpflegerin), Tobias Klumpe (wissenschaftlicher Kurator), Dr. Maike Bischoff (Tierärztin) und Thomas Scheibe (Zootierarzt) freuen sich über zehn gesunde Polarfuchsjungtiere.

Besucher können im Zoo Osnabrück einen regelrechten Kindergarten bei den Polarfüchsen beobachten: Insgesamt kuschelt gleich zehnfacher Nachwuchs auf der Anlage. Freude herrscht auch bei den Zebras und Hudson Bay-Wölfen, denn dort wurden ebenfalls Jungtiere geboren. 

Besonders viel zu tun hat neuerdings Polarfuchsweibchen Lisa, denn Anfang Mai brachte sie insgesamt 10 Jungtiere zur Welt.

In der Höhle der neuen Anlage in der nordamerikanischen Tierwelt „Manitoba“ kam der Nachwuchs blind und taub zur Welt. Für die Tierpfleger ist dies zwar nicht der erste Polarfuchsnachwuchs, jedoch ist die Erfahrung, die Entwicklung der Jungtiere auch in so frühen Stadien beobachten zu können, neu: „In den vorherigen Anlagen buddelten sich die Polarfüchse eine Wurfhöhle und wir konnten die Jungtiere erst sehen, wenn sie alt genug waren, herauszukommen. In dieser Anlage gibt es aber extra einen Innenbereich, den Lisa auch glücklicherweise tatsächlich als Wurfhöhle nutzt“, erklärte Tanja Boss, Tierpflegerin und Revierleiterin.

Zootierarzt Thomas Scheibe hörte bei der Untersuchung der Polarfuchsjungtiere den Herzschlag ab, ermittelte das Geschlecht und verabreichte den Welpen eine Entwurmung.

Polarfüchse verlassen die Wurfhöhle erst einige Wochen nach der Geburt, wenn sie sehen und hören können. Um der Familie ein wenig Ruhe zu gönnen, sperrten die Tierpfleger den Bereich mit der Scheibe zum Innenbereich für Besucher ab. „In den nächsten Tagen öffnen wir den Bereich für Besucher wieder, denn auch für sie ist es natürlich spannend, die kleinen Raubtiere zu beobachten“, so Boss. Auf Polarfuchs Lisa kommt besonders viel Arbeit zu, denn eigentlich teilen sich Polarfuchs-Eltern die Jungenaufzucht – ihr Partner Louis verstarb jedoch vor wenigen Wochen. 

Untersuchungsmarathon beim Zootierarzt

Ein wahrer Untersuchungsmarathon wartete auf Zootierarzt Thomas Scheibe: „Das besondere Augenmerk bei dieser Untersuchung liegt auf der körperlichen Entwicklung. Wir schauen, ob die Tiere fit und vital sind, prüfen den Nabel, ob Fell und Augen glänzen und ob schon die ersten Zähnchen zu sehen sind. Nach dem Wiegen ermitteln wir das Geschlecht und verabreichen den Kleinen eine Entwurmung“, erklärte der Wildtierarzt die anstehende Untersuchung.

Gemeinsam untersuchten Tierärztin Dr. Maike Bischoff (Tierärztin), Thomas Scheibe (Zootierarzt) sowie Tobias Klumpe (wissenschaftlicher Kurator) die zehn Polarfuchswelpen im Zoo Osnabrück.

Ganz vorsichtig nahm er ein Jungtier nach dem anderen in die Hände, jedes etwa 20 Zentimeter groß. Besonders interessant sei die Fellfärbung, die jetzt schon deutlich zu sehen ist. „Bei Polarfüchsen gibt es zwei Farbeinschläge: weiß und blau-grau. Manche der Jungtiere sind heller, andere dunkler und wieder andere irgendwo dazwischen – jeder eben ganz individuell“, so Scheibe.

Am Ende der Untersuchung bekam jedes Jungtier einen Micro-Chip zur eindeutigen Identifizierung eingesetzt, ähnlich wie bei Haustieren. Insgesamt leben vier Männchen und sechs Weibchen im Polarfuchs-Kindergarten. Für die wichtige Grundimpfung haben die Jungtiere bereits einen neuen Termin beim Zootierarzt: „Die Impfungen können wir erst geben, wenn der Nachwuchs etwa acht Wochen alt ist“, erklärt Thomas Scheibe. 

Erster Zebranachwuchs seit 20 Jahren

Die Untersuchung von Jungtieren steht bei dem Veterinär im Zoo Osnabrück derzeit auf der Tagesordnung: Am 14. Mai brachte Chapman-Zebra Jule in den frühen Morgenstunden ein Jungtier zur Welt – der erste Zebranachwuchs im Zoo Osnabrück seit rund 20 Jahren.

„Das Jungtier war noch etwas wackelig auf den Beinen, aber es konnte schon allein stehen“, berichtet Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück. „Zebras bringen ihre Fohlen innerhalb weniger Minuten zur Welt und dann dauert es ebenfalls nur wenige Minuten, bis sie stehen. Das ist wichtig, denn Zebras sind Fluchttiere“, so der Biologe weiter.

Gemeinsam mit Mutter Jule entdeckt Jungtier „Franz das Zebra“ sein Zuhause im Zoo Osnabrück.

Bereits am Tag der Geburt stand die erste tierärztliche Untersuchung an. „Zootierarzt Thomas Scheibe und ich haben den Gesundheitszustand des Nachwuchses geprüft, geschaut, welches Geschlecht es hat und ihm einen Micro-Chip eingesetzt“, so Klumpe. Das Jungtier sei ein gesunder Hengst. Einen Namen durfte der Revierleiter des Nashornreviers Franz-Josef Schelshorn aussuchen, denn das Fohlen kam passend zu seinem Geburtstag zur Welt.

Franz das Zebra

Auch für ihn ist der Nachwuchs etwas ganz Besonderes: Es der erste Zebranachwuchs im Zoo Osnabrück, den er betreut. „Das Fohlen haben wir ‚Franz das Zebra‘ getauft“, freut sich Schelshorn. „Franz das Zebra macht sich prächtig: Er ist immer in der Nähe seiner Mutter, liegt herum, läuft mit ihr mit oder kaut auch schon mal ein bisschen auf dem Gras herum, das Mutter Jule zu fressen bekommt.“

Derzeit sind Jule und Franz das Zebra noch von Hengst Django getrennt: „Wir gönnen dem Jungtier erst einmal ein bisschen Eingewöhnungszeit, bevor es seinen temperamentvollen Vater und die anderen Mitbewohner nach und nach kennenlernt. Ganz langsam gewöhnen wir sie dann aneinander.“ Nach und nach soll Franz das Zebra dann auch die beiden Pinselohrschweine Hanni und Nanni sowie die drei Nashörner Amalie, Lia und Miguelin kennenlernen. 

Nachwuchs bei den Hudson Bay-Wölfen

Am Schölerberg herrscht ein regelrechter „Babyboom“: Auch die Hudson Bay-Wölfe in der Tierwelt „Manitoba“ haben Nachwuchs. „Die Wölfe haben eine unterirdische Wurfhöhle gegraben, in der die Jungtiere sich die erste Zeit aufhalten. Ab und zu trägt das Weibchen den Nachwuchs schon nach draußen“, erklärt Klumpe. Wie viele Jungtiere dort lebten, sei noch nicht sicher. „Wir lassen der Familie erst ein wenig Zeit, bevor wir den Nachwuchs das erste Mal untersuchen. In wenigen Wochen wissen wir dann aber mehr.“ 

Wissenswertes zum Polarfuchs (Alopex lagopus)

Polarfüchse leben in Polarregionen (Finnland, Schweden, Norwegen, USA, Alaska, Kanada, Russland, Grönland und Island). Sie sind tag- und nachtaktiv. Die Tiere sind Allesfresser und leben „flexibel“ als Paar, in Familiengruppen oder Erwachsenengruppen ohne Jungtiere. Polarfüchse haben feste Reviere, deren Größe je nach Nahrungsangebot und Besiedelungsdichte variiert.Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 50 bis 70 cm, die Schwanzlänge 28 bis 40 cm, die Schulterhöhe 28 bis 32 cm und das Gewicht 2,5 bis 9 kg. Beeindruckend ist das Fell der Polarfüchse. Sie haben ein Winter- und ein Sommerfell. Das Sommerfell ist nur halb so dick und hat weniger als halb so viel Unterwolle wie das Winterfell. Mit dem dicken Winterfell, das zu 70 Prozent aus Unterwolle besteht, können sie Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius aushalten. Es gibt zwei Farbschläge beim Polarfuchs, den Weißfuchs und den Blaufuchs. Während das Sommerfell bei beiden dunkelgrau ist, hat der Weißfuchs ein fast rein weißes Winterfell, beim Blaufuchs färbt sich das Winterfell in verschiedenen Nuancen von grau, braun bis zu blau. Die zwei verschiedenen Farbschläge können in einem Wurf vorkommen. Die Füße der Polarfüchse sind dicht behaart, so können sie gut geschützt über Eis und Schnee laufen. Der Polarfuchs gilt weltweit nicht als gefährdet, in Skandinavien und Finnland ist er jedoch als bedroht eingestuft und es gibt Schutzmaßnahmen der EU. 

Wissenswertes zum Hudson Bay-Wolf (Canis lupus hudsonicus)

Der Hudson Bay Wolf lebt nördlich und westlich der Hudson Bay (Kanada) in den Provinzen Manitoba, Nunavut und in den North West Territories. Diese Unterart des Wolfes ist vergleichsweise zu anderen Unterarten sehr hochbeinig. Die weißen Wölfe besitzen ein Fell mit dichter Unterwolle bis zu 6.500 Haare pro Quadratzentimeter – damit schützt sie das Fell vor Temperaturen von unter minus 50°Celsius. Wie alle Unterarten des Wolfes lebt der Hudson Bay Wolf im Rudel. In der Wildbahn stehen auf ihrem Speiseplan Kleinsäuger wie Schneehasen, aber auch Karibus und Elche, die sie im Rudel jagen. 

Wissenswertes zum Chapman-Zebra (Equus burchellii chapmani)

Das Chapman-Zebra ist eine Unterart des Steppenzebras. Es besitzt ein Stockmaß von etwa 120 Zentimetern und eine Körperlänge von rund 200 Zentimetern. Er wiegt bis zu 250 Kilogramm. Chapman-Zebras leben in kleinen Familienverbänden, die von einem Leithengst angeführt werden. Die Tragzeit liegt bei 12 Monaten und das Jungtier wiegt bei der Geburt etwa 30 Kilogramm. Champan-Zebras sind im westlichen Sambia, Simbabwe, Botswana sowie Südafrika beheimatet. 

Bildquellen

  • Zoo-OS-PolarfuchsnachwuchsA: Zoo Osnabrück, Svenja Vortmann
  • Zoo-OS-PolarfuchsnachwuchsB: Zoo Osnabrück, Svenja Vortmann
  • Zoo-OS-PolarfuchsnachwuchsC: Zoo Osnabrück, Svenja Vortmann
  • Zoo-OS-Zebranachwuchs: Zoo Osnabrück, Hanna Räckers