Runder Tisch „Verkehr Westerberg“ – Lösungen und Prüfungsbedarf

Symbolbild

Runder Tisch „Verkehr Westerberg“ entwickelt Handlungsvorschläge zur Verkehrsberuhigung

Eine Kombination verschiedener Maßnahmen soll zur Verkehrsberuhigung im Stadtteil führen. So lautet das Ergebnis des 7. Runden Tisches „Verkehr Westerberg“, der sich Anfang Juli getroffen hat.

Notwendig geworden waren die neuen Lösungen, nachdem die aufgebrachten Berliner Kissen im Januar 2019 in der Händel- und der Gluckstraße wieder entfernt werden mussten.

Die Alternativmaßnahmen

Für den Aufbau der gewählten Alternativmaßnahmen benannten die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Stellen. So sollen – falls realisierbar – an der Gluckstraße zwei Mittelinseln errichtet werden, einmal an der Kreuzung Carl-Cromme-Weg/Schubertstraße und an der Kreuzung Sedanstraße.

In der Nähe der Sedanstraße soll nach Prüfung zusätzlich eine Fahrbahneinengung erfolgen, ohne den Fahrradverkehr zu beeinträchtigen. Hier haben die Stadtwerke jedoch bereits große Bedenken wegen der Beeinträchtigung der Busse geäußert.

Einige Teilnehmer hingegen wünschten sich mehrere solcher „Halbinseln“. Diese sollen auf der gesamten Trasse abwechselnd auf beiden Straßenseiten eingebaut werden, zur Not auch provisorisch bis die Baustelle Rheiner Landstraße abgeschlossen ist.

Zudem sollen vier Einmündungen optisch markiert werden: an Schuhmannhof, Brahmshof, Haydnhof und Lieneschweg. 

Maßnahmen der flexiblen Verkehrsüberwachung

Wichtig war dem Runden Tisch, dass Maßnahmen der flexiblen Verkehrsüberwachung häufiger angewendet werden, damit die bereits vorhandenen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung stärkere Beachtung finden.

Für die Knotenbereiche Schuhmannhof, Brahmshof, Haydnhof und Lieneschweg schlägt der Runde Tisch die Markierung der Fahrbahn mit einem Schachbrettmuster (ähnlich wie am Theater Osnabrück) vor, um den Verkehr von Rettungswagen nicht zu beeinträchtigen.

Die Berliner Kissen waren abgebaut worden, weil sie ein Problem vor allem für die Rettungsfahrzeuge dargestellt haben. Hier soll zudem folgendes geprüft werden: zum einen, ob eine Kombination mit Einengungen und Querungshilfen sinnvoll wäre, zum anderen, ob ein Minikreisverkehr an der Kreuzung Lieneschweg/Händelstraße den Verkehr entlastet. 

Zwei Punkte sollen zudem grundsätzlich geprüft werden:

  • die verkehrsberuhigende Umgestaltung des Knotenpunkts an der Ecke Sedanstraße/Gluckstraße durch Ausweitung der Tempo-30-Zone und
  • eine Verdeutlichung der Wegeführung für den Radverkehr. Das Gleiche gilt für die Errichtung einer nächtlichen Durchfahrtsperre an der Gluckstraße durch Poller oder eine Schranke. 

Diese Vorschläge hat die Verwaltung der Stadt Osnabrück gemeinsam mit Anwohnern, Vertretern des Stadtrats, der Verwaltung, der Stadtwerke sowie weiterer Gruppen zum Teil kontrovers diskutiert und entwickelt.

Alle Anwohner der Gluckstraße äußerten sehr deutlich die Einschätzung, dass ein Schachbrettmuster oder anders geartete Markierungen auf der Fahrbahn die täglichen Pendler und LKW auf keinen Fall bremsen würden. Zudem glauben die Anwohner nicht daran, dass die anderen, wirkungsvollen Maßnahmen nach Prüfung realisiert werden.

Anwohner glauben nicht an zeitnahe Umsetzung

Als Grund nannten sie die Baustellen, vor allem die Dauerbaustelle auf der Rheiner Landstraße. Diese war zuvor von der Verwaltung mehrfach als Grund dafür genannt worden, dass weitere Baustellen auf den Umfahrungsstrecken aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens nicht errichtet werden sollen. Die Anwohner indes wiesen – bei andauernder Skepsis hinsichtlich der Umsetzung – auf die Dringlichkeit dieser Maßnahmen hin. Für sie sei die Lage nach nunmehr fünf Jahren Debatte schlimmer geworden. Dies sei auch durch weitere Baugebiete bedingt. Die Situation sei vor allem morgens gefährlich, wenn Kinder zur Kita oder zur Schule unterwegs seien. 

„..Möglichst vielen Menschen keine Nachteile bringen..“

„Wir haben uns hier auf Punkte geeinigt, die möglichst vielen Menschen keine Nachteile bringen“, formulierte es Stadtbaurat Frank Otte zum Abschluss des Abends. Er hoffe, dass die Lösungsvorschläge zu einer ähnlichen Verkehrsberuhigung führten, wie die Berliner Kissen. Die Kissen hatten nicht nur die Durchfahrtgeschwindigkeit um etwa 4 km/h reduziert, sondern auch die Zahl der durchfahrenden KFZ und LKW. „Für einen Kompromiss muss jeder etwas von seiner Idealvorstellung abgeben“, ergänzte Otte.

Vorschläge von Dr. Michael Frehn von der „Planersocietät“

Entwickelt wurden die Vorschläge mithilfe von Dr. Michael Frehn von der „Planersocietät“ aus Dortmund. Frehn hatte bereits die Aufstellung des Verkehrskonzeptes Westerberg im Jahr 2015 begleitet. Bei diesem waren seinerzeit Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation im Osnabrücker Stadtteil Westerberg erarbeitet worden. Frehn hatte in der vorangegangenen Sitzung verschiedene Alternativen zu den Kissen vorgestellt, die jetzt vertieft und für konkrete Stellen vorgeschlagen wurden. 

Heike Stumberg, Fachdienstleiterin Verkehrsplanung der Stadt Osnabrück, hatte während des siebten Runden Tisches verschiedene Punkte erläutert, die zuvor vom Runden Tisch als Prüfauftrag formuliert worden waren. So sollen während der Bauarbeiten an der Rheiner Landstraße an den Umfahrungsstrecken keine größeren Baumaßnahmen realisiert und wegen der Verkehrsberuhigung keine weiteren Parkverbote an den Straßen „Am Natruper Holz“ und Mozartstraße verhängt werden. 

Anwohner sehen keine Entlastung vom MIV

Die direkt betroffenen Anwohner äußerten sich skeptisch, dass die geplanten Maßnahmen zu einer nachhaltigen Lösung des Verkehrsproblems führen werden. Nach einem fünf Jahre währenden Dialogprozess spiegelten die Ergebnisse ihrer Meinung nach nicht das wider, was u.a. als gemeinsame Zielvorgabe vereinbart worden sei, nämlich eine Entlastung vom motorisierten Individualverkehr. 

Die jetzt entwickelten Vorschläge und Anregungen des Runden Tisches „Verkehr Westerberg“ werden nun dem Rat der Stadt vorgelegt, der über deren Einsatz entscheiden wird. Angesichts der Bitte um schnelle Umsetzung durch die Anwohner betonte Stadtbaurat Otte, dass sich die Verwaltung nach Kräften darum bemühe.

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