
Ein Kommentar der Herausgeberin
In unserer Gesellschaft ist es wichtig, eine harmonische Interaktion und die Bereitschaft zum Zusammenleben von Menschen mit vielfältigen und mehrfachen kulturellen Identitäten sicher zu stellen. So schreiben es die Vereinten Nationen.
Die Aufgabe der Politik ist es, alle Menschen einzubeziehen.
Die Aufgabe der Presse ist es, umfassend zu berichten, damit sich der Bürger ein Bild der reellen politischen Lage machen kann und bei den nächsten Wahlen so informiert ist, dass er in der Lage ist zu wählen.
Ich hatte mich schon immer gewundert, warum es diese Wahlautomaten gibt, bei denen man Stichwörter eingibt und schon kommt auf wundersame Weise die Partei heraus, die einem angeblich am nächsten steht. Entspricht das aber der Wahrheit? Es entspricht den Aussagen auf dem Wahlprogramm, aber sind die Aussagen verbindlich oder einfach Schönfärberei? Ein Wunschkonzert? Viele von uns, die schon länger hier wählen dürfen, haben schmerzhaft lernen müssen- „Nach der Wahl ist vor der Wahl.“
Was ist mit den anderen Wählern? Die, die noch nicht so viele Erfahrungen gemacht haben? Weil sie erst kürzlich das Recht zur Wahl erworben haben?
Und zum anderen – wo sollen sich Bürger ihre Informationen holen, wenn nicht aus der unabhängigen und freien Presse?
Die gute Nachricht vorweg: Die Menschen und Bürger interessieren sich für die Politik in der Stadt. Sie wollen informiert werden und sie wollen allumfassend informiert werden.
Die zweite gute Nachricht: Osnabrück wird sich verändern und das ist gut so.
In der Hasepost schrieb der Kommentator Möser Ende November 2019 über die Vorzüge der Frauen. Ich zitiere:
„Denn im Gegensatz zu uns Männern zeichnet die Damenwelt bei ihrem Handeln eine unwiderstehliche Mischung zwischen Gefühl und Vernunft aus. (…) Das macht mir dann doch ein wenig Hoffnung, daß sich auch in unserer schönen Friedensstadt in naher Zukunft endlich einmal soetwas wie Vernunft durchsetzen wird und man das Wohl und den Willen der Bürger zur obersten Maxime des politischen Handelns erklärt.“
Es ging in dem Kommentar über die Vorgänge am Dominikanerkloster, wo sich drei Frauen so sehr engagiert hatten, dass die Thematik bislang wohl nicht weiter verfolgt wird. Die Öffentlichkeit, die geschaffen wurde, war zu groß. Ihr Engagement ist ein Meilenstein in der Osnabrücker Geschichte.
Öffentlichkeit ist auch wichtig, was nun die Osnabrücker Politik in Zeiten der Corona betrifft. Es kann nicht sein, dass wichtige Aufgaben nicht erledigt werden, es kann nicht sein, dass Kompetenzen verschoben werden oder Sitzungen nicht stattfinden – wegen „Corona“. Wem es zu heikel ist, sein Ehrenamt wahrzunehmen – wegen Corona- der möge doch bitte von seinem Amt zurücktreten und einem anderen Bürger der Stadt die Möglichkeit geben, Politik zu gestalten.
Aber abgesehen davon- Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
Der ist aber schlicht nicht vorhanden, anders kann man es nicht sagen. In den Niederlanden ist es selbstverständlich, dass die Ratspolitik weiterverfolgt wird, es werden zum Beispiel Videokonferenzen abgehalten. Mit Beteiligung der Öffentlichkeit und der Presse! Dort wurden Ratssitzungen schon abgehalten, es war dazu kein langwieriger Verwaltungsaufwand nötig.
Der Verwaltungsausschuss (VA) tagt geheim, unter Ausschluss der Presse und der Öffentlichkeit. Es werden oft nicht mal die Themen bekannt, die dort verhandelt werden. Es ist ja schließlich geheim.
Was bekannt wird, sind manchmal die medial ausgeschlachteten „Leaks“ aus dem VA, mit denen sich die Konkurrenz rühmt. Ist das so?
Formuliere ich es einmal anders herum. Ich bin als Herausgeberin des Oskuriers nicht im Besitz eines Parteibuches. Ich habe da keine Freunde, im Gegenteil, da ich allumfassend berichte und von jeder Partei Pressemitteilungen herausgebe, weiß niemand so recht, was mit mir anzufangen ist. Das ist mir bewusst und das ist für mich völlig in Ordnung so- dafür steht der Löwe.
Denn meiner Meinung nach hat jede Partei Schwächen und Stärken. Jede Partei hat gute Ansätze und absolut miserable Ideen. Wichtig ist mir, mit allen reden zu können, frei zu sein und niemandem wegen eines „Leaks“ einen Gefallen zu schulden.
Abgesehen davon, dass diese Leaks auch eine Steuerung sein können, wenn sie immer aus derselben Stelle stammen, ist es doch auch anzunehmen, dass dafür eine Gegenleistung erwartet wird.
Die Presse hat ein Recht auf Informationen!
Wird in Osnabrück der Presse das Recht auf Information gewährt?
Meiner Ansicht nach: Nein. Es werden Sachverhalte in den Verwaltungsausschuss geschoben, weil es praktischer ist, weil die öffentliche Debatte nicht erfolgen soll, weil so Nägel mit Köpfen gemacht werden können, ohne das die Presse und das Wahlvieh involviert wird.
Dann pünktlich zur Wahl gibt es dann für die Presse schöne Bilder und Huldigungen. Das Wahltheater hat schon begonnen: von Kraftzentren und Krönungen war in der lokalen Presse zu lesen.
Nicht mit mir.
„Entweder Sie berichten in unserem Sinne oder wir schließen ihre Zeitung von unserer Pressearbeit aus!“
Bitte.
Löwe.
Ich bin die Herausgeberin mit dem Löwen im Logo, irgendwie scheint meine Vorgehensweise auf großes Erstaunen zu stoßen. Aufgerissene Augen.
Es scheint also ein Novum zu sein, so zu agieren. Bin ich die erste weibliche Herausgeberin in Osnabrück? Dazu mit zwei Staatsangehörigkeiten? Europäerin?
Mir fehlt der Lokalpatriotismus. Das ist ein Mangel, der mir manchmal vorgeworfen wird. Ich bin eher bestrebt Osnabrück mit der Region zu sehen. Wir leben Europa schon sehr lange und niemand ist allein stark. Stark sind wir nur in der Gemeinschaft.
Deswegen ist der Oskurier auch mehr eine regionale Onlinezeitung für den Norden.
Osnabrück braucht Vielfalt.
Vielfalt in den Parteien, die die Vielfalt der Menschen widerspiegelt. Wir brauchen viel mehr Frauen in der Politik. Ich habe mit so vielen Frauen gesprochen, doch was nutzt es, eine hohe Frauenquote in den Parteien vorweisen zu können, wenn sie keine verantwortungsvolle Position innehaben?
Ich habe es eigentlich nicht gerne, diesen Begriff der „alten weißen Männer“. Ich finde ihn sogar höchst unpassend. Aber sie regieren die Stadt, sie regieren die Presse und das wird sich ändern.
Und das ist gut so.
Bianka Specker
Herausgeberin des OSKURIER
Bildquellen
- OSKLöweBrüllt: Bianka Specker