Zoo Osnabrück: Ein neues Zuhause für die Löwen entsteht

Zwei Baobab-Bäume entstehen in der neuen Afrika-Tierwelt „Mapungubwe“. Das Präsidium der Zoogesellschaft (John McGurk, Dr. Marco Athen, Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Diana Coppenrath, Michael Wendt) besuchte den ersten Baum gemeinsam mit Andreas Wulftange (zoologische Leitung), Andreas Busemann (Zoogeschäftsführer) und Thorsten Vaupel (technischer Leiter). 

Die Osnabrücker Löwen

Das Osnabrücker Löwenrudel. Von links, zwei Söhne Nakurus, dann Löwenmutter Shaba, ein weiterer 12jähriger Sohn liegt weiter hinten, während Vater und Chef des Rudels Nakuru sich am Felsen ausruht.

Sie gehören zu den „The Big Five“: Löwen.

Am 14. Mai genossen alle 5 Osnabrücker Löwen die Sonne. Die 19jährige Shaba und der 18jährige Löwe Nakuru, dem das Alter langsam zusetzt (wir berichteten). Nakuru ist der einzige männliche Löwe mit einer Mähne und daher leicht zu erkennen. Seine Söhne sind sehr groß und kräftig, tragen jedoch keine prachtvolle Mähne, da sie früh kastriert wurden.

Nakuru wird am 23. Juli 19 Jahre alt und kam 2007 an den Schölerberg, er hat sich rechts im Bild an den Felsen gelegt. Nakurus Söhne heißen Kipangi, Mahiri und Amami und sind 12 Jahre alt. Die Osnabrücker Löwen sind eine moderne Patchworkfamilie: Shaba, die einzige Löwin des Rudels ist Mutter von Amami und Kipangi, während die bereits verstorbene Löwin Nyota die Mutter von Mahiri ist. Die Osnabrücker Löwen sind eine ruhige und entspannte Gruppe, haben aber dennoch alles im Blick.

Baobab-Bäume und Höhenpfad entstehen

Die Anlage des fünfköpfigen Löwenrudels im Zoo Osnabrück wird momentan flächenmäßig verdreifacht und einschneidend umgestaltet. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. 

von links: Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Vereins „Löwen für Löwen“ , Zoogeschäftsführer Andreas Busemann und der technische Leiter Thorsten Vaupel

„Ende letzten Jahres starteten die Umbauarbeiten – seitdem ist hier sehr viel passiert“, freut sich Zoogeschäftsführer Andreas Busemann. „Die Anlage muss den Ansprüchen der Tiere und den geltenden Vorgaben der Behörden angepasst werden. Finanziell ist so ein Umbau immer eine Herausforderung für uns – die Kosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Da wir uns größtenteils selbst finanzieren, ist das gar nicht so leicht zu stemmen“, erklärt Busemann weiter. Die Bereitschaft in der Bevölkerung für den Zoo zu spenden und der Rückhalt den sie in dieser schweren Zeit aus der Stadt und der Region erfahren würden, sei „riesig“, eine große Hilfe und ein schönes Zeichen der Anerkennung.

Der Blick auf die Baustelle zeigt, es wird überall fleißig gewerkelt, damit die Fertigstellung noch in diesem Jahr erfolgen kann.

Unterstützung erfährt der Zoo dabei durch den Verein „Löwen für Löwen“: „Vor drei Jahren haben wir den Verein ‚Löwen für Löwen‘ gegründet, um Geld für den Umbau der Anlage zu sammeln“, so Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Vereins.

Das fünfköpfige Osnabrücker Löwenrudel

Ein Löwe für die Löwen

Dr. E.h. Fritz Brickwedde ist vom Sternzeichen selbst Löwe und zudem am gleichen Tag wie Nakuru, der Vater und Chef des Löwenrudels, geboren. So ist es für den Zoopräsidenten, wie auch für viele Besucher, eine besondere Herzensangelegenheit die Anlage der Löwen auf den neuesten Stand zu bringen.

Der Vorsitzende des Vereins Löwen für Löwen und Präsident der Zoogesellschaft Osnabrück e.V., Dr. E.h. Fritz Brickwedde

„Der Verkauf von ‚Löwen-Wein‘, die ‚Löwenmahlzeit‘, das ‚Open Air-Kino‘ und viele andere Aktionen und Veranstaltungen haben Zoo und Verein für die Löwen durchgeführt – auch Schulklassen sammelten Geld und Zoofreunde wünschten sich Spenden statt Geburtstagsgeschenke. Wir freuen uns, das Löwenrudel mit über 480.000 Euro unterstützen zu können – die 500.000 Euro-Marke haben wir noch fest im Blick“, berichtet der Vereinsvorsitzende und Präsident der Zoogesellschaft Osnabrück e.V. stolz.

Der neue Höhenpfad im Osnabrücker Zoo wird eine tolle Aussicht auf das Löwengehege bieten

Baobab-Bäume mit Futterkörben

Die erste große Änderung können Zoobesucher entdecken, wenn sie an der Löwenanlage vorbei in Richtung Löwenrondell gehen, wie der technische Leiter Thorsten Vaupel erklärt: „Hier sieht man direkt schon die Stahlkonstruktion des Höhenpfads, der jetzt mit Holz ausgekleidet wird. Die besondere Herausforderung an der Vergrößerung einer mitten im Zoo liegenden Anlage ist, dass wir nur sehr begrenzt Fläche zur Verfügung haben.“

Der Baoab Baum der Giraffen nimmt Gestalt an.

Daher werden die bisherigen Besucherwege sowie die ehemalige Anlage der Kirk-Dikdiks und Jungfernkraniche in die Löwenanlage integriert und die Besucher über den 132 Meter langen Höhenpfad über die Anlage hinweg geleitet. „So haben wir mehr Fläche für die Tiere und tolle Einblicke für die Besucher – genauso wie in den Tierwelten ‚Manitoba‘ und ‚Kajanaland‘“, freut sich Vaupel. Insgesamt wurden bei den Erdarbeiten bereits 1.000 Kubikmeter Erde bewegt und täglich sind 12 bis 15 Handwerker vor Ort – Zimmermänner, Schlosser, Mauerer, Elektriker und Felsgestalter. Letztere haben bei den Baobab-Bäumen ihren Einsatz.

Auch Schweißarbeiten sind im Zoo notwendig.

„Auf der Löwen- und auf der Giraffenanlage entsteht jeweils ein Baobab-Baum aus Spritzbeton“, erklärt Vaupel. Die Bäume, die auch als Affenbrotbäume bekannt sind und normalerweise im afrikanischen Tiefland wachsen, werden im Zoo aus Stahl und Beton nachgebaut. Dazu wird eine Stahlkonstruktion auf das Fundament aufgeschraubt und mit Glasfaser-Mesh überzogen.

Allein 10 Tonnen Stahl werden in einem Baum verbaut. Hier der zukünftige Baobab-Baum für die Löwen.

Danach werden mehrere Lagen Beton aufgespritzt, die jeweils zwischen 2 und 5 Zentimetern dick sind. Insgesamt beträgt die Betonschicht 8 bis 9 Zentimeter. „Ein Baum ist bis zu 12 Meter hoch und misst rund 3,5 Meter im Durchmesser. Die Bäume laufen dabei kegelförmig zu. Insgesamt bestehen sie später aus rund 20 Tonnen Beton“, berichtet der technische Leiter.

In den Bäumen, die nach der Konstruktion noch naturnah ausgestaltet werden, sind Seilzüge für das Futter verbaut. „Bei den Giraffen verläuft die Seilkonstruktion in dem Baum, sodass die Futterkörbe dort am Boden befüllt und dann hochgezogen werden können. Auch bei den Löwen wird ein Seilzug für Futter am Baum installiert, der eine Zugkraft von 800 Kilogramm hat.“ 

Ein Baobab-Baum wird es für die Giraffen geben, die schon sehr neugierig sind, was sie erwartet.

Tierische Bauherren

Auch das neue Löwenhaus selbst nimmt Form an: Der Rohbau steht bereits und wird nach und nach ausgebaut. „Die Besonderheit bei dem Bau eines Hauses für Raubtiere wie Löwen ist, dass auch zum Beispiel berücksichtigt werden muss, dass die Tierpfleger auf den Gängen immer genügend Abstand zu den Tieren halten können. Auch die Sicherheitssysteme benötigen besonders viel Aufmerksamkeit“, erklärt Thorsten Vaupel.

Der technische Leiter des Osnabrücker Zoos, Thorsten Vaupel

Für ihn sei der Umbau der Löwenanlage etwas ganz Besonderes: „Als es 2017 in die Planung ging, war ich auch schon involviert – allerdings als Revierleiter, der für die Löwen zuständig war. Und jetzt bin ich als technischer Leiter Hauptverantwortlicher.“

Tierische Unterstützung in der Bauleitung bekommt Vaupel von den Löwen, wie Andreas Wulftange, zoologische Leitung, weiß: „Unsere Löwen sind sehr neugierig und beobachten ganz genau, was hier passiert. Der Umbau einer Anlage ist nie einfach, denn die Tiere bleiben ja im Zoo und können nicht so leicht in einen anderen Bereich umgesetzt werden. Daher schauen wir auch immer ganz genau, dass der Baulärm die Tiere nicht stört. Die Löwen allerdings sind wirklich aufmerksam und sehen die Bauarbeiten als Abwechslung – besonders, da aufgrund der Baustelle aktuell keine Besucher an den Scheiben mehr entlanggehen können.“

Der zoologische Leiter Andreas Wulftange berichtete, dass zunächst ein bewachsener Sichtschutz aufgestellt worden sei, damit die Löwen von den Bauarbeiten nicht allzu viel mitbekommen sollten. Die Osnabrücker Löwen waren jedoch fürchterlich neugierig, was dort auf der Anlage vor sich ging, weshalb der Sichtschutz aufgelockert wurde, damit die Löwen die Möglichkeit hatten, die Bauarbeiten im Blick zu halten.

Sobald der neue Teil der Anlage fertig gestellt ist, werden die Löwen diesen Bereich beziehen. Die derzeitige Löwenanlage wird damit frei und kann an die Gestaltung der neuen angepasst werden. In Zukunft können die fünf Raubkatzen die gesamte Fläche nutzen, die dann dreimal so groß ist wie die bisherige Anlage. Gemeinsam mit der Nashornanlage, deren Umbau 2019 fertig gestellt wurde, bildet die Löwenanlage die afrikanische Tierwelt „Mapungubwe“, benannt nach dem gleichnamigen Nationalpark in Südafrika.

Unterstützt wird der Umbau durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die Sparkasse Osnabrück, die Stiftung der Sparkasse Osnabrück, die Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück sowie den Verein „Löwen für Löwen“. 

Über den Zoo Osnabrück

Der Zoo Osnabrück wurde 1935 als Arbeitsg​emeinschaft Heimattiergarten von Osnabrücker Bürgern gegründet und bereits 1936 als Heimattiergarten eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Heimattiergarten größtenteils zerstört, doch anschließend verfolgten die Osnabrücker weiterhin ihr Ziel, für die Stadt einen Zoo zu schaffen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich der Heimattiergarten zum Tiergarten und schließlich zum zoologischen Garten. Heute beherbergt der Zoo auf 23,5 Hektar 2.238 Tiere aus 292 Arten. Neueste Erlebniswelten sind der Unterirdische Zoo (2009), die afrikanische Erlebniswelt „Takamanda“ (2010), die nordische Tierwelt „Kajanaland“ (2011) und der Affentempel „Angkor Wat“ (2012). 2014 wurde der Tigertempelgarten im Bereich „Angkor Wat“ eröffnet. Als dritter Bestandteil wurde im Herbst 2017 der „Orang-Utan Dschungeltempel“ in diesem Bereich fertig gestellt. Im Oktober 2018 neu hinzugekommen ist die nordamerikanische Tierwelt „Manitoba“ mit u.a. Hudson Bay-Wölfen, Schwarzbären, Waldbisons, Stinktieren und Kanadischen Bibern. 2019 besuchten den Zoo Osnabrück 1.050.000 Besucher.

Bildquellen

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