Osnabrücker Erklärung: EU bringt hochwertige Berufsbildung voran

Osnabrück: Bildungsminister der EU im Rathaus von Osnabrück.16.09.2020.

Mit der „Osnabrücker Erklärung“ der EU-Bildungsminister zur Zukunft der Berufsbildung ist die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung einen großen Schritt vorangekommen. Die Erklärung trägt Osnabrück im Namen, weil sich die Bildungsminister im September zu einer informellen Tagung in Osnabrück getroffen hatten, um über Bildung und Ausbildung zu diskutieren. Wir berichteten hier über das Treffen.

Nach diesem Treffen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erneut zusammen – dieses Mal in einer Videokonferenz. Am Ende wurde die Erklärung angenommen und gebilligt von den für die Bildung zuständigen Ministerinnen und Minister der Mitgliedstaaten, den EU-Beitrittskandidaten und den EWR-EFTA-Länder, der Kommission und den europäischen Sozialpartnern. 

Der komplette Name lautet:

„Osnabrück 2020-Erklärung zur beruflichen Bildung als Wegbereiter für den Aufschwung und den gerechten Übergang zu einer digitalen und grünen Wirtschaft„. 

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte im September in die Friedensstadt eingeladen und ihre Amtskollegen aus den EU-Mitgliedsstaaten waren gekommen, um in der OsnabrückHalle während einer informellen Tagung über Bildung und Ausbildung zu diskutieren. Anlass für diese Konferenz in Osnabrück gab die deutsche EU-Ratspräsidentschaft. 

Nicolas Schmit, Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, sagte: „Ich begrüße dieses gemeinsame Engagement für die Osnabrücker Erklärung. Sie wird einen konkreten Fahrplan für die Modernisierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung liefern. Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir sicherstellen, dass die Berufsbildung ein wichtiger Motor für Innovation und Wachstum bleibt und dazu beiträgt, dass wir in unseren Gesellschaften und Volkswirtschaften die Arbeitskräfte haben, die wir für den Aufschwung und die grünen und digitalen Übergänge benötigen.“

Die Erklärung wird von EU-Ausbildungsverbänden und Organisationen der Lernenden unterstützt. In der Erklärung werden vier Hauptziele umrissen, die von konkreten Maßnahmen für Aktionen auf EU- und nationaler Ebene begleitet werden:

  • Steigerung der Widerstandsfähigkeit durch eine innovative und flexible Berufsbildung
  • Etablierung einer Weiterbildungskultur, lebenslanges Lernen und Digitalisierung
  • Einbeziehung des Nachhaltigkeitsprinzips mit einer Verbindung zur beruflichen Bildung
  • Stärkung der internationalen Dimension der Berufsbildung und eines europäischen Raums der allgemeinen und beruflichen Bildung.

Im Zeitalter von Digitalisierung, veränderten Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt, der demografischen Entwicklung und dem Klimawandel kommt der beruflichen Bildung eine Schlüsselrolle zu. Die Anforderungen für Fachkräfte sind in vielen Bereichen anspruchsvoller geworden. Die berufliche Bildung soll jungen Menschen und Erwachsenen durch Ausbildung, Weiterbildung und lebenslanges Lernen berufliche Perspektiven eröffnen und sie auf die Arbeitsplätze der Zukunft vorbereiten.

Die EU brachte im September gemeinsam mit den Europäischen Sozialpartnern und der Europäischen Kommission die Osnabrücker Erklärung auf den Weg, um die europäische Berufsbildung zu modernisieren und in einem europäischen Bildungsraum die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu vertiefen. Die Osnabrücker Erklärung soll auch eine Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Bildung sowie eine bessere Durchlässigkeit von der akademischen in die berufliche Bildung fördern.


Gemeinsame Werte sollen durch Maßnahmen in der Bildung unterstützt werden:

„Die Empfehlung ist auf die Förderung eines Gefühls der Zugehörigkeit ausgerichtet – durch Vermittlung gemeinsamer Werte, das Angebot einer inklusiven Bildung und Unterricht rund um das Thema Europa und seine Mitgliedstaaten mit dem Ziel, ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Schule, zum Wohnort und zum Land eines Menschen sowie zur europäischen Familie zu stärken.

Außerdem wird mit der Empfehlung versucht, den sozialen Zusammenhalt zu stärken, Fremdenfeindlichkeit, Radikalisierung, auf Spaltung zielenden Nationalismus und die Verbreitung von Falschmeldungen zu bekämpfen. Diese Ziele sollen erreicht werden durch

  • die Förderung gemeinsamer Werte auf allen Bildungsstufen
  • die Förderung einer stärker inklusiv ausgerichteten Bildung
  • die Förderung einer europäischen Dimension im Unterricht und zugleich die Stärkung der Kompetenz einzelstaatlicher Verwaltungsbehörden auf diesem Gebiet
  • vielfältige Unterstützungsangebote für Lehrer und Bildungseinrichtungen“

https://ec.europa.eu/education/education-in-the-eu/council-recommendation-on-common-values-inclusive-education-and-the-european-dimension-of-teaching_de


Ausbau digitaler Kompetenzen und Fertigkeiten für den digitalen Wandel

Dies erfordert:

  • Grundlegende digitale Kompetenzen und Fertigkeiten von früher Kindheit an
    • Digitale Kompetenz, einschließlich Wissen über den Umgang mit Desinformation
    • Informatikunterricht
    • Gute Kenntnisse und gutes Verständnis von datenintensiven Technologien wie künstlicher Intelligenz
  • Fortgeschrittene digitale Kompetenzen, durch die mehr IT-Fachkräfte hervorgebracht werden und sichergestellt wird, dass Mädchen und junge Frauen in Studiengängen und Berufen der IT-Branche entsprechend vertreten sind
  • Notwendig wird die Entwicklung gemeinsamer Leitlinien für Lehrkräfte und Bildungspersonal zur Förderung digitaler Kompetenzen und zur Bekämpfung von Desinformation im Rahmen der allgemeinen und beruflichen Bildung. Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft, europäischen Technologieunternehmen und -trägern, Rundfunkanstalten, Journalistinnen und Journalisten, der Sachverständigengruppe „Medienkompetenz“, der europäischen Beobachtungsstelle für digitale Medien, nationalen Behörden, Eltern, Lehrenden und jungen Menschen

mehr unter: https://ec.europa.eu/education/education-in-the-eu/digital-education-action-plan_de


Die Osnabrücker Erklärung im Wortlaut

Osnabrueck_Declaration_EU2020

Bildquellen

  • Osnabrück: Bildungsminister der EU im Rathaus von Osnabrück.16.09.2020.: Stadt Osnabrück, Jörn Martens