Lesung erinnert an homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus

Lutz van Dijk stellt sein Buch zu einem Tabuthema vor

Münster (SMS). Der Opfer des Nationalsozialismus wird am 27. Januar gedacht, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

Das Amt für Gleichstellung, die Stadtbücherei Münster, der Geschichtsort Villa ten Hompel sowie verschiedene Vereine, die sich in Münster für die Gleichstellung von Menschen aller sexuellen oder geschlechtlichen Identitäten einsetzen, nehmen den Tag zum Anlass, um an die homosexuellen Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes zu erinnern.

Der deutsch-niederländische Autor Lutz van Dijk dokumentiert in seinem Buch Schicksale von im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Zur Lesung am 1. Februar kann man sich online zuschalten.

Die Organisatoren laden deshalb am Montag, 1. Februar, von 18.30 bis 19.30 Uhr zu einer Live-Online-Veranstaltung über Zoom mit Lutz van Dijk ein. Der 1955 in Berlin geborene deutsch-niederländische Schriftsteller wird aus seinem neuen Buch „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ lesen. Anschließend gibt es die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion.


Auschwitz, polnisch Oświęcim, ist das international bekannteste Symbol dafür, welche Grausamkeiten Menschen anderen Menschen antun können. „Die Gedenkstätte Auschwitz im polnischen Ort Oświęcim halte ich für eine der empfindlichsten Stellen der Welt und zugleich für einen Prüfstein des deutschen Gewissens“, unterstreicht Stefan Querl, stellvertretender Leiter des Geschichtsorts Villa ten Hompel und mit Markus Chmielorz vom Amt für Gleichstellung Moderator des Abends.

Ein wichtiges Signal der Forschung, Klärung und Aussöhnung

„Dass gemeinsam an die Opfer von Auschwitz erinnert wird, dass sich aus Polen, Deutschland und unterschiedlichen Erdteilen – im Falle Lutz van Dijks sogar aus Südafrika – Menschen online zuschalten werden, um die unterschiedlichsten Gruppen von Verfolgten und Ermordeten zu würdigen, ist etwas Besonderes“, so Querl. Gerade weil Homosexualität und die entsprechenden Häftlingsschicksale in großen Teilen Europas immer noch teils mit Tabus belegt seien, setze van Dijk mit den Historikerinnen, die für das Buchprojekt zusammengearbeitet hatten, ein wichtiges Signal der Forschung, Klärung und Aussöhnung.

Während jüdische Männer und Frauen sowie Angehörige der Roma und Sinti nach der Nazi-Ideologie systematisch „vernichtet“ werden sollten, ging es bei Homosexuellen eher darum, sie hart zu bestrafen mit dem Ziel der „Umerziehung“. Bis 1945 wurden 50 000 homosexuelle Männer nach Paragraph 175 verurteilt, 10 000 von ihnen wurden in so genannten Konzentrationslagern inhaftiert. Mehr als die Hälfte wurden dort ermordet. Auch lesbische Frauen wurden verfolgt und inhaftiert.

Autor Lutz van Dijk war zunächst Lehrer in Hamburg und später Mitarbeiter des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam. Seit 2001 lebt er in Kapstadt, wo er sich als Mitbegründer der Stiftung HOKISA (Homes for Kids in South Africa) für von HIV/Aids betroffene Kinder und Jugendliche einsetzt.

Die Teilnahme an der Lesung ist über den Web-Browser möglich. Infos zur Veranstaltung sowie den Link zur Teilnahme gibt es unter www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/2021-02-01-zoom-gespraech-mit-lutz-van-dijk.

Foto: Der deutsch-niederländische Autor Lutz van Dijk dokumentiert in seinem Buch Schicksale von im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Zur Lesung am 1. Februar kann man sich online zuschalten. Foto: Privat. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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Bildquellen

  • vanDijk: Stadt Münster/privat