
In einer heutigen Pressekonferenz des Polizeipräsidiums Oberpfalz unter der Leitung des Polizeipräsidenten Norbert Zink wurden erste Einzelheiten zur blutigen Messerattacke im ICE 928 bekannt gegeben.
Wichtigste Erkenntnis ist wohl die Einschätzung es Gutachters über die psychische Verfassung des Messerangreifers zur Tatzeit.
Schuldfähigkeit zur Tatzeit
Der 27-jährige Syrer habe gegenüber dem Sachverständigen, einem erfahrenen Gutachter, in einem Gespräch angegeben, er fühle sich von der Polizei verfolgt. Dies habe aber, so die Ermittler auf der Pressekonferenz, keinen realen Hintergrund gehabt.
Den ersten Mann habe der 27jährige Syrer angegriffen, weil er sich von ihm mit dem Tode bedroht fühlte. Er sei davon ausgegangen, diese habe die Absicht gehabt, ihn zu töten.
Der 27-jährige Angreifer soll sinngemäß bei der Festnahme gerufen haben: „Ich bin krank, ich brauche Hilfe.“
Der Sachverständige geht deswegen in einer ersten Einschätzung davon aus, dass der Täter unter Wahnvorstellungen leide und die Schuldfähigkeit zur Tatzeit aufgehoben war.
Der Angreifer ist aus dem Grund bis zur Verhandlung in einer psychiatrischen Einrichtung und nicht in einer Haftanstalt untergebracht.
Motivlage unklar
Die Motivlage sei weiter unklar, es hätten sich aus den bisherigen Erkenntnissen keine islamistischen oder terroristischen Motive ergeben, es werde dennoch in alle Richtungen weiter ermittelt.
Der Syrer sei beschäftigt gewesen, habe jedoch einen Tag zuvor seine Beschäftigung verloren. Der 2014 eingereiste Syrer habe Familie in Deutschland: seine Eltern und Geschwister seien wohnhaft in Nordrhein-Westfalen. Dort habe es auch Ermittlungen gegeben, zu denen sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen gegenüber der Presse nicht näher äußern wollte.
Zur Tat
Es wurden insgesamt vier Männer im Alter von 26 bis 60 Jahren angegriffen. Eine Frau erlitt einen Schock.
Thomas Schöniger, stellvertretender Polizeipräsident erklärte, dass eine Frau kurz vor 9 Uhr über den Polizeinotruf den ersten Notruf tätigte und berichtete, dass im ICE 928 ein Mann Fahrgäste mit einem Messer angreife. Es befanden sich zum Tatzeitpunkt 208 Personen im Zug.
Aufgrund der lebensbedrohlichen Einsatzlage und der Situation kamen insgesamt 420 Einsatzkräfte zum Einsatz.
Der Angriff begann nach den bisherigen Erkenntnissen unvermittelt in Wagon 5 und für das erste Opfer, einem 26jährigen Mann völlig unerwartet, so dass die Beamten bei den Ermittlungen von einem versuchten Mord ausgehen. Das Mordmerkmal der Heimtücke sehen sie hier als möglicherweise erfüllt an, da dieses erste Opfer arglos war. Der 26jährige Mann wurde schwer am Kopf verletzt, ein 60jähriger erlitt Schnittwunden an Kopf und Rumpf, hier geht die Polizei von einem versuchten Totschlag aus, da dieses Opfer nicht sicher arglos gewesen sei. Ein weiterer 60 wehrte sich gegen die Angriffe, die Verletzungen gab die Polizei nicht bekannt, da das Opfer sich selbst in ärztliche Behandlung begab.
Im nächsten Wagon stach Angreifer einen 39jährigen Mann in den Oberkörper, auch hier von den Ermittlern wird eine Arglosigkeit vermutet.
Zugriff und Vorgeschichte
Der Täter konnte von der Polizei durch Vorhalt der Schusswaffe auf den Boden dirigiert werden, eine 29-jährige Bundespolizistin, die sich privat im Zug befand, leistete Hilfe.
Er soll sinngemäßg bei der Festnahme gerufen haben: „Ich bin krank, ich brauche Hilfe.“
Beim Angreifer konnte ein blutverschmiertes Klappmesser mit einer 8cm Klinge gesichert werden. Dies weise laut Beamten auf der Pressekonferenz nicht auf eine geplant Tat hin, da er seit Jahren dieses Messer bei sich führen würde.
Der Syrer hatte bis zur Tat einen Wohnsitz in Passau. Er wohnte in einem Studentenwohnheim ohne Student gewesen zu sein.
Den Ermittlungsbehörden sind keine psychischen ambulanten Behandlungen bekannt, allerdings trat der Täter wegen eines Betrugsdelikts bereits polizeilich in Erscheinung.
Die beiden jüngeren verletzten Männer, 26 sowie 39 Jahre alt, befinden sich derzeit noch im Krankenhaus, die zwei 60 Jahre alten Männer konnten ambulant behandelt werden.
Eine Frau erlitt durch das Erlebte einen Schock.
Die Kriminalisten auf der Pressekonferenz abschließend: Es sei auch für sie eine kurze Nacht gewesen und es gelte nun die Ermittlungen fortzuführen.
Bildquellen
- polizist: geralt