Trotz zahlreicher Krisen: Regionale Unternehmen erhöhen Ausbildungsplatzangebot – vermehrt Besetzungsprobleme

IAV-Mitgliederumfrage zum Start des neuen Ausbildungsjahrs gibt Stimmungsbild

Osnabrück. Hohe Energie-Preise, Engpässe bei Materialien, gestörte Lieferketten, Corona – das sind nur einige der Herausforderungen, die Unternehmen derzeit zu bewältigen haben. Ein weiteres großes Problem, das viele Unternehmen umtreibt, sind fehlende Fachkräfte. Trotz aller Krisen setzen die Unternehmen in der Region Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim auf duale Ausbildung.

Im Vergleich zum Vorjahr hat ein Großteil der Unternehmen sein Ausbildungsplatzangebot sogar ausgebaut, allerdings sind zahlreiche Ausbildungsplätze immer noch unbesetzt. Das ergab eine Umfrage des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim (IAV) unter seinen Mitgliedsunternehmen in der Region anlässlich des Starts des neuen Ausbildungsjahrs am 01.08.

Die an der Umfrage teilnehmenden Betriebe haben im Vergleich zum Vorjahr ihr Ausbildungsplatzangebot um jeweils rund 20 % erhöht – sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblich-technischen Bereich. „Auch wir merken aktuell den Fachkräftemangel in allen Bereichen und haben in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit der Ausbildung und der Übernahme von unseren Azubis gemacht. Zum Ausbildungsbeginn starten bei uns in Osnabrück dieses Jahr 18 Azubis und dual Studierende in ihr Berufsleben. Das ist für uns ein neuer Rekord-Jahrgang, denn so viele Azubis sind noch nie im Sommer bei uns gestartet“, freut sich Ann-Kathrin Budke, Referentin Ausbildung/Personalentwicklung und Recruiting bei der Piepenbrock Service GmbH + Co. KG in Osnabrück.

Doch wo Licht ist, ist leider oft auch Schatten: Der Besetzungserfolg spiegelt die positive Entwicklung der Angebote nicht wider. Von den angebotenen Ausbildungsplätzen in den kaufmännischen Berufen konnten die Unternehmen knapp 9 % nicht besetzen, in den gewerblichen Berufen sind es sogar über 24 %. Hierbei mussten gut 18 % der Unternehmen die Erfahrung machen, dass bereits geschlossene Ausbildungsverträge von Auszubildenden gekündigt wurden, bevor die Ausbildung überhaupt begonnen hat. In den meisten Fällen ist die Nichtbesetzung aber darauf zurückzuführen, dass gar keine oder keine geeigneten Bewerbungen eingegangen sind.

Hier zeigt sich: Eine im Koalitionsvertrag verankerte Ausbildungsgarantie, die derzeit vermehrt von Teilen der Politik und Gewerkschaften diskutiert wird, ist das falsche Signal. „Die Betriebe halten verlässlich an dualer Ausbildung fest. Es gibt keinen Ausbildungsplatzmangel, Sorge bereitet vielmehr der – in einigen Berufsfeldern sogar dramatische – Bewerbermangel. Eine Ausbildungsgarantie mit Umlagefinanzierung hilft hier nicht weiter und trägt nicht zur Lösung des Fachkräfteproblems bei. Wir müssen stattdessen die Berufsorientierung weiter stärken und Unternehmen früh mit dem Nachwuchs zusammenbringen“, betont IAV-Hauptgeschäftsführerin Jasmin Markhof.

Um den Nachwuchs für sich zu gewinnen, setzen die Unternehmen vermehrt auf Social-Media-Kanäle, vor allem auf Facebook und Instagram. Zielgruppengerecht wird hier auf das Ausbildungsplatzangebot aufmerksam gemacht. So ist sich auch Katrin Schwager, Personalleiterin bei der Bedford GmbH + Co. KG in Osnabrück, sicher: „Um Azubis in unser Unternehmen zu bekommen, müssen wir uns bei den Jugendlichen bewerben. Daher wird Social Media für die Ausbildung immer wichtiger, denn unsere zukünftigen Azubis der Generation Z sind Digital Natives, die mit digitalen Medien aufwachsen und sich an diesen orientieren.“

Es zeigt sich: Wer in der Region noch eine offene Ausbildungsstelle sucht, hat weiterhin gute Chancen. Viele Unternehmen stellen Auszubildende auch jetzt noch, nach dem Beginn des neuen Ausbildungsjahrs, ein.

Doch nicht nur der Nachwuchsmangel bei Auszubildenden bereitet den Unternehmen Kopfzerbrechen. Rund 18 % der Betriebe sehen im geeigneten Ausbildungspersonal eine weitere Herausforderung bei der Berufsausbildung in der Zukunft. Der Bedarf an Ausbildern wächst. 

Die Ergebnisse der Umfrage belegen aber auch: Für den Großteil der frisch ausgelernten Auszubildenden gibt es gute Nachrichten. Fast 56 % der Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligt haben, übernehmen diesen Sommer alle Auszubildenden nach der erfolgreichen Abschlussprüfung, über 28 % der Firmen übernehmen mindestens 50 % und bis zu 98 %.

Befragt nach der Tendenz der Ausbildungsplätze 2023 zeigt sich, dass die Unternehmen weiter auf die duale Ausbildung bauen: 70 % planen für das nächste Jahr mit einer gleichbleibenden Anzahl von Ausbildungsplätzen, 20 % wollen ihr Angebot sogar steigern.

Die duale Ausbildung ist und bleibt Sprungbrett für einen Erfolg versprechenden Berufsweg. Das gilt auch für Abiturienten sowie für Studienabbrecher – unter anderem diese Bewerbergruppen wollen viele Unternehmen zusätzlich erschließen.

Mehr Informationen zum Industriellen Arbeitgeberverband Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim (IAV) unter:

www.iav-online.de 

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