Die Linke: Für 4-Tage-Woche gegen Fachkräftemangel und Überlastung

Angesichts des Fachkräftemangels mehren sich erneut Stimmen, die längere Wochen- oder Lebensarbeitszeiten als Lösung propagieren: Kanzler Scholz (SPD) bemängelt öffentlich, dass viele Menschen zu früh in Rente gingen, eine Kommission der Kultusministerkonferenz schlägt vor, das Recht auf Teilzeit für Lehrer einzuschränken und manche Unternehmerverbände fordert bereits die Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden.

DIE LINKE steht für einen anderen Weg, wie sie in einer heutigen Mittelung erklärt.

Damit wir gestärkt aus der Krise hervor gingen, brauche weder Intensivierung, noch Verlängerung der Arbeitsbelastung. Diese sei – wie verschiedene Studien über die Entwicklungen der Stressbelastung belegten – vielfach längst zu hoch.

Die Zahl der Arbeitsfehltage durch stressbedingte Krankheiten habe sich in den vergangenen 20 Jahren ungefähr verdreifacht. Nötig sei endlich eine Umverteilung der Arbeitszeit. Verschiedene Ansätze aus anderen europäischen Ländern zeigten, eine 4-Tage-Woche senke die Arbeitsbelastung, erhöhe die Produktivität und schaffe den Menschen mehr Luft zum Leben.

Das mache auch unsere Demokratie insgesamt wieder stabiler. Eine 4-Tage-Woche werde laut einer Umfrage bereits von einer knappen Mehrheit der Menschen im Erwerbsalter befürwortet.
 
Martin Schirdewan, Vorsitzender der Partei DIE LINKE, erklärt:

„Die Forderung, dass die Beschäftigten das Ausbildungsversagen vieler Arbeitgeber, teilweise unattraktive Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne nun mit längeren Arbeitszeiten kompensieren sollen, ist blanker Hohn – und eine Respektlosigkeit gegenüber vielen Menschen, die nach Jahren der Pandemie, von Dauerstress und Erschöpfung, nur noch ächzen.

Nicht zuletzt ist dieser Weg auch kontraproduktiv: Glaubt wirklich jemand, dass man mehr engagierte Fachkräfte findet, indem man die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert? Die bisherigen Vorschläge gehen deswegen in die völlig falsche Richtung.

Angesichts riesiger Unternehmensgewinne und Dividenden ist es an der Zeit für eine ganz andere Vision einer zukunftsfähigen Arbeitsgesellschaft. Eine 4-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich wäre der richtige Schritt.“
 
In mehreren europäischen Ländern wird eine 4-Tage-Woche bereits mit staatlicher Unterstützung erprobt. In Belgien gilt beispielsweise seit letztem November eine 4-Tage-Woche im Privatsektor, alle Angestellten haben dort ein Recht darauf.

In Spanien fördert die linke Regierung mit 10 Millionen Euro ein Projekt, bei dem kleine und mittlere Industriebetriebe finanziell unterstützt werden, wenn sie mindestens zwei Jahre das Modell ‚weniger Arbeitszeit bei gleicher Bezahlung‘ anbieten. In Portugal startet dieses Jahr ein Pilotprojekt für die Privatwirtschaft.

Wenn das Projekt Erfolg hat, soll es auf den gesamten öffentlichen Sektor ausgeweitet werden. In Litauen wurde schon im April letzten Jahres eine 4-Tage-Woche für Eltern eingeführt. In Island haben inzwischen fast 90 % aller Angestellten eine 4-Tage-Woche. Verschiedene Untersuchungen zeigen dabei, dass mit einer 4-Tage-Woche Arbeitsplätze gerettet werden können, sich das Wohlbefinden der Beschäftigten verbesserte und effektivere Arbeitsabläufe geschaffen werden.

Nicht zuletzt machen diese Studien deutlich, dass auch die Produktivität steigt. Wenn die Arbeit gerechter verteilt wäre, könnten hierzulande statt Überstunden und Dauerstress etwa eine Million Arbeitsplätze in kurzer Vollzeit mit 30 Stunden pro Woche geschaffen werden.“

Der Vorsitzende Schirdewan fordert mutigen Schritt nach vorn:

„Eine 4-Tage-Woche bedeutet mehr Zeit zum Leben und weniger Stress. Eine 4-Tage-Woche mit Lohnausgleich wäre nicht nur ein Beitrag zur gerechteren Verteilung von Geld und Zeit. Die 4-Tage-Woche wäre durch die Verringerung von Fahrten und Energiekosten auch klimapolitisch sinnvoll.

Angesichts der Digitalisierung wäre sie ein Schritt in eine gerechte Arbeitswelt von Morgen. Die 4-Tage-Woche könnte auch Arbeitsbereiche attraktiver machen, die jetzt über Arbeitskräftemangel klagen.

Viele Menschen sorgen sich momentan zu Recht wegen Inflation und Krisen. Die Ampel-Parteien müssen sich fragen, für welchen Fortschritt sie stehen. Machen wir statt 48h-Woche und der nächsten Runde von „Gürtel-Enger-Schnallen“ und Arbeitsverdichtung endlich einen mutigen Schritt nach vorn: Den Einstieg in die 4-Tage-Woche.“

Bildquellen

  • Menschen: Bild von Brian Merrill auf Pixabay