
„Vergessene Schätze ins rechte Licht gerückt“
Vergessene Schätze präsentiert die katholische Kirchengemeinde Ostercappeln mit einer Sonderausstellung zum 150-jährigen Bestehen des heutigen St.-Lambertus-Kirchbaus bis zum 23. April in der Alten Mädchenschule. Dabei konnte das Kuratorenteam auf reiche Bestände zurückgreifen, die teils im Depot des Diözesanmuseums Osnabrück, teils aber auch in eigenen Lagerräumen aufbewahrt werden.
„Ihre Gemeinde hat einen ausgesprochen interessanten Bestand bewahrt, dessen Vergleichsstücke an vielen anderen Orten längst untergegangen ist“, gratulierte Ko-Kurator und Diözesanmuseums-Direktor Dr. Hermann Queckenstedt der Gemeinde während der Ausstellungseröffnung zu ihren Preziosen. Diese konnten nicht zuletzt angeschafft werden, weil St. Lambertus im Mittelalter und der Neuzeit zu den finanzstärksten Kirchengemeinden im Bistum Osnabrück gehörte.
Gemeinsam stellten Gemeindereferentin Julia Kühling, Frank Ortmeyer, Yvonne Brackmann, Franz Koll und Hermann Queckenstedt einen Querschnitt der historischen Schätze zusammen, der auch die Sorgen und Nöte der Ostercappelner Katholiken im Ersten und Zweiten Weltkrieg beleuchtet.
Dazu gehört etwa das Nagelbild von 1917, das wohl im Zuge einer Spendenaktion während des Ersten Weltkriegs entstand und an den Beistand der Gottesmutter in schwerer Zeit appelliert: Unter einem genagelten Malteserkreuz auf rotem Grund ist der flehentliche Wunsch zu lesen: „Helferin der Christen bitte für uns“. Über dem Kreuz symbolisiert die Reichskrone über dem stilisierten M die Treue der Ostercappelner Katholiken zum Kaiser wie zum Glauben.
Das gerahmte Gelübde der Ostercappelner Katholiken zu Gebet und Prozession aus den letzten Wochen des zweiten Weltkriegs ist derzeit über dem Kreuz vom ehemaligen Hochaltar zu lesen. Gewöhnlich hängt es in der Sakristei – zumal seine Gebetsverpflichtungen auch heute noch heute erfüllt werden.
An die ehemaligen Hochaltäre der Kirche erinnern zudem ein Lamm Gottes und ein Pelikan, die den Opfertod Christi symbolisieren: Während das vom Osnabrücker Bildhauer Willi Witte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschaffene Lamm Gottes auf die in der Bibel geschilderte Apokalypse des Johannes zurückgeht, steht der ältere Pelikan symbolisch für jene elterliche Selbstlosigkeit, die die Jungvögel mit dem eigenen Blut nährt. Eine Bildhauerarbeit von Christus als Gutem Hirten sowie zwei gemalte Madonnen mit dem Jesusknaben thematisieren indes freundlichere Glaubensbilder.
Ergänzend zur Ausstellung in der Alten Mädchenschule hat das Kuratorenteam in der Kirche weitere Objekte aus der langen Geschichte der Gemeinde inszeniert, die ebenfalls zumeist nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein sind. Parallel zu den Ostercappelner Präsentationen ist in der Blickpunktvitrine des Diözesanmuseums in Osnabrück eine qualitätvolle Skulptur Johannes des Täufers zu sehen, die der Münsteraner Bildhauer Evert van Roden zu Beginn des 16. Jahrhunderts schuf.
Weitere Schnitzwerke des Meisters von Osnabrück befinden sich in der Dauerausstellung des Museums, das Ostercappelner Bürgern bis zum 23. April freien Eintritt gewährt.