Stadt will mit „Mobilen Stadtgärten“ neue Aufenthaltsräume in der Innenstadt schaffen

Visualisierung der Mobilen Stadtgärten, Foto: Stadt Osnabrück

Aufbau beginnt in der ersten Maiwoche

Mobile Stadtgärten sollen ab Mitte Mai für neue Aufenthaltsräume in der Bier-, Johannis- und Hasestraße sowie am Domhof sorgen. Wie die Stadt Osnabrück mitteilt, schaffen die Sitzgelegenheiten und Pflanzen auf jeweils einem (ehemaligen) Parkplatz einen Aufenthaltsraum, der gleichzeitig etwas für das Klima in der Stadt tut.

Die Vorbereitungen für den Aufbau beginnen in der ersten Maiwoche.

„Mit unterschiedlichen Projekten und Maßnahmen berücksichtigen wir verschiedene Mobilitätsformen. Hier geht es um die Fußgänger. Passanten und Gäste können dort eine kurze Pause einlegen, für die Nachbarschaft entsteht ein Begegnungsort, gleichzeitig dienen die Parklets auch der Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt“, erläutert Stadtbaurat Frank Otte.

Konkret geht es derzeit um circa zwölf Quadratmeter große Parkplätze, aus denen wie auf dem Bild ein grünes Plätzchen zum Verweilen werden solle. „Neue Pflanzgefäße fördern das Stadtgrün in der Innenstadt. Die Parklets bleiben für die nächsten Monate an ihren Standorten, danach werden die Parkplätze dauerhaft entsiegelt und das modulare Baukastensystem kann dann an einem neuen Standort genutzt werden“, teilt das Presseamt der Stadt Osnabrück mit.

„Aufenthaltsqualitäten steigern durch die Schaffung von Verweilmöglichkeiten im öffentlichen Raum sind wichtige Bausteine für eine zukunftsfähige Stadt. Insbesondere für zu Fuß gehende Menschen bieten die mobilen Stadtgärten Qualitäten außerhalb der Fußgängerzone. Insgesamt soll dieses Angebot auch zum konsumfreien Begegnen einladen“, erklärt Brigitte Strathmann, Leiterin des Referats Mobile Zukunft. 

Die Mobilen Stadtgärten wurden von dem Büro Stocker Design als Baukastensystem entworfen, das flexibel im Stadtraum einsetzbar ist. Das Unternehmen Schräder Metalltechnik setzt die Pläne um. Der Osnabrücker ServiceBetrieb kümmert sich um die Bepflanzung, so dass die mobilen Stadtgärten ab Mitte Mai erlebbar sind. 

Zum Hintergrund: Das Projekt wird aus EU-Fördermitteln im Rahmen der Förderkulisse „Perspektive Innenstadt“ finanziert. Die Europäische Union hat dazu die REACT-EU-Initiative gestartet. Europaweit stehen für REACT-EU 55 Milliarden Euro bereit. Niedersachsen erhält davon rund 205 Millionen Euro. Ziel der Förderung „Perspektive Innenstadt“ ist es, niedersächsische Innenstädte zu reattraktivieren, den digitalen und grünen Wandel zu fördern und die Krisenresilienz in den Städten zu stärken, die auch aufgrund des menschengemachten Klimawandels erforderlich ist. 


Kommentar von Bianka Specker

Am Dienstag nach dem langen Maiwochenende so eine Mitteilung im Postfach vorzufinden, holte mich schlagartig in die reale Osnabrücker Stadtgestaltung zurück.

Bei allem gebotenen Respekt den ausführenden Firmen und Gestaltern gegenüber, aber das ist nicht schön. Um es mit Guido zu sagen: Das tut nichts für diese Stadt.

Diese Parklets sollen der Verbesserung des Mikroklimas dienen? Dazu wäre eine völlig Entsiegelung der Parkplätze und mehr Grün besser geeignet. Der Osnabrücker ServiceBetrieb zeigt an vielen Stellen in der Stadt, dass es möglich ist. Wunderbare Tulpenmeere auf den Verkehrsinseln sind ein beliebtes Fotomotiv geworden. Sie werden hier sicherlich auch ihr Bestes geben.

Archivbild: Bianka Specker

Eine Entsiegelung der Parkplätze ist allerdings erst nach Monaten geplant, wenn das modulare System weiterzieht.

Bis dahin soll es auch ein Angebot zum konsumfreien Begegnen sein. Warum? Die Möglichkeiten bieten sich auf dem Domplatz und Theaterplatz reichlich- sofern das überhaupt gewünscht wird. Auf den Mauern bei der Domkirche und auch auf den Treppen des Theaters ist eine „konsumfreie Begegnung“ möglich.

„Passanten und Gäste können dort eine kurze Pause einlegen, für die Nachbarschaft entsteht ein Begegnungsort“, so Stadtbaurat Otte.

Man darf gespannt sein, ob es genutzt werden wird, die vorherigen „Holzparklets“ wurden an guten Stellen angenommen, boten aber auch eine einladendere Optik.

Ein altes Holzparklet, Archivbild aus dem Juni 2020. Foto: Bianka Specker

Begegnungsorte werden wohl für viele Menschen weiter die Cafés in unmittelbarer Nähe bieten, mit leckerem Kaffee, warm duftenden Kuchen aus der Region und auf dem Markt und dem Nikolaiort gleich um die Ecke des „Mobilen Stadtgartens“ gibt es viele kleine Lokale, die immer gut besucht sind.

Die Herausforderung für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, wird dann die Erreichbarkeit sein, da hier wertvolle Parkplätze wegfallen. An Sommerabenden oder bei gut besuchten Gottesdiensten im Dom ist es schwer einen freien Parkplatz unter freiem Himmel in der Stadt zu finden.

Diese Maßnahme ist aus einem Fördertopf der EU finanziert, mit dem Namen „Perspektive Innenstadt“. Ziel ist es, niedersächsische Innenstädte zu reaktivieren, den digitalen und grünen Wandel zu fördern und die Krisenresilienz in den Städten zu stärken, die auch aufgrund des menschengemachten Klimawandels erforderlich ist. 

Da hätte es sicherlich wesentlich bessere Möglichkeiten gegeben, um die Attraktivität zu fördern. Digitaler und grüner Wandel kann anders gestaltet werden, hier hat es den Anschein, als das der Begriff „grüner Wandel“ im Sinne des Stadtbaurates, Frank Otte zu verstehen ist – Parkplätze zu vernichten.

Es kann nur gehofft werden, dass aufgrund der rot-grünen Mehrheit im Rat, hier nach der Entwidmung der Parkplätze das städtische Mikroklima dahingehend gefördert wird, dass hier ein Beet angelegt werden wird und nicht eine weitere betonierte oder zugepflasterte Fläche mit Fahrradbügeln entstehen wird.

Archibild, Foto: Bianka Specker

Bildquellen

  • Bus am Dom: Bianka Specker
  • Osnabrück, Innenstadt: Bianka Specker