
In Bezug auf den Artikel „Hanffreunde begrüßen Pläne der Ampel – Daniel Schubert hofft auf Bewerbung Osnabrücks für Modellversuch“ in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 19. August 2023 nimmt die Ärztekammer Osnabrück unter der Leitung von Dr. Steffen Grüner, selbst Suchtmediziner, Stellung zu den Plänen einer möglichen Cannabis-Legalisierung.
Die Ärztekammer Niedersachsen hat bereits in der Vergangenheit die von Herrn Professor Lauterbach vorgeschlagene teilweise Legalisierung von Cannabis kritisiert.
Dr. Steffen Grüner betont, dass die geplanten Schritte zur Cannabis-Legalisierung aus ärztlicher Sicht erhebliche gesundheitliche Risiken bergen, insbesondere für jüngere Konsumenten. Er betont, dass die Annahme, Cannabis sei eine harmlose Droge, nicht länger aufrechtzuerhalten sei. Die Gefahren eines gesteigerten Cannabiskonsums, der mit vermehrten körperlichen und psychischen Schäden einhergeht, dürfen nicht verharmlost werden.
Internationale Erfahrungen aus Ländern wie den USA, Kanada und Portugal, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde, zeigen, dass die Folgen einer derartigen Freigabe nicht unbeachtet bleiben sollten.
In diesen Ländern ist der Cannabiskonsum um rund 30 Prozent angestiegen und es wurde eine Zunahme von 25 Prozent bei psychischen Störungen verzeichnet. Überraschend und unerwartet hat sich zudem die Kriminalitätsrate erhöht. Diese Entwicklungen sollten als Warnung dienen und verdeutlichen, dass die Legalisierung von Cannabis nicht ohne erhebliche Konsequenzen bleibt.
Vor einer Cannabisfreigabe sollte die Bevorratung von Fieber- und Antibiotika stehen
Dr. Grüner warnt, dass die gesundheitlichen Probleme, die aus einer verstärkten Cannabisnutzung resultieren, die bereits angespannte Versorgungssituation im deutschen Gesundheitssystem zusätzlich belasten werden.
Er hebt hervor, dass die aktuelle Debatte von dringenden Herausforderungen wie der Unterfinanzierung im ambulanten Bereich und dem Mangel an lebenswichtigen Medikamenten ablenkt. Dr. Grüner appelliert an die Verantwortlichen, die Prioritäten richtig zu setzen: „Vor einer Cannabisfreigabe sollte die Bevorratung von Fieber- und Antibiotika stehen – der nächste Herbst kommt bestimmt.“
Die Ärztekammer Osnabrück bleibt ihrer Aufgabe verpflichtet, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürger zu schützen. Dr. Grüner betont, dass eine verantwortungsbewusste Abwägung der gesundheitlichen Risiken und Auswirkungen der Cannabis-Legalisierung von höchster Wichtigkeit ist.
Über die Ärztekammer Niedersachsen
Die Ärztekammer Niedersachsen ist die berufliche Selbstverwaltung der Ärzte in Niedersachsen. Sie vertritt die Interessen der niedergelassenen und angestellten Ärzte sowie der Medizinischen Fachangestellten und setzt sich für die Qualität und Weiterentwicklung des Gesundheitswesens.