
Im Jahr 2023 legten die Menschen in Osnabrück mehr als die Hälfte ihrer Wege – genau 54 Prozent – zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Besonders im Binnenverkehr, also bei Bewegungen innerhalb der Stadtgrenzen, erreichte der Anteil von Fußgängern und Radfahrern sogar 63 Prozent.
Das entspricht einem Anstieg von neun Prozentpunkten im Vergleich zu 2018. Diese Ergebnisse stammen aus der bundesweiten Studie „Mobilität in Städten – SrV“ der TU Dresden und zeige: Osnabrück ist auf dem richtigen Weg, das Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Die repräsentative Untersuchung, deren Ergebnisse diese Woche veröffentlicht wurden, analysiert unter anderem den sogenannten Modal Split. Dieser beschreibt die Anteile der genutzten Verkehrsmittel an allen Wegen eines Werktages und gilt als zentraler Indikator für das Mobilitätsverhalten einer Stadt. Er dient sowohl der Bestandsaufnahme als auch der Zielplanung. So hat Osnabrück im Rahmen seines Vorreiterkonzepts „Klimaschutz“ ein Zielszenario für 2040 entwickelt, ergänzt um Zwischenziele für 2025, 2030 und 2035, die auf dem Modal Split basieren.
Osnabrück nahm 2023 zum dritten Mal – nach 2013 und 2018 – an der SrV-Studie teil. Die aktuellen Daten belegen nicht nur den Zuwachs bei Fuß- und Radverkehr, sondern auch eine Erholung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖV). Mit einem Anteil von 8 Prozent aller Wege liegt der ÖV wieder nahe am Vorkrisenniveau von 2018 (9 Prozent). Der pandemiebedingte Einbruch, insbesondere durch die Lockdowns 2020, wurde bis zur Erhebung 2023 weitgehend überwunden. Laut TU Dresden trägt dazu unter anderem die Einführung des Deutschlandtickets bei.
Gleichzeitig nimmt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) weiter ab. Seit 2013 sank er kontinuierlich – 2023 betrug er noch 37 Prozent aller Wege und im Binnenverkehr lediglich 29 Prozent. Das bedeutet: Weniger als ein Drittel der innerstädtischen Wege wird mit dem Auto zurückgelegt, während der sogenannte „Umweltverbund“ – bestehend aus Fußverkehr, Radverkehr und ÖV – inzwischen über zwei Drittel aller Wege ausmacht.
Stadtbaurat Thimo Weitemeier sieht darin einen klaren Erfolg: „Mit 62 Prozent liegt der Gesamtanteil des Umweltverbundes 2023 bereits 2 Prozent über dem Ziel für 2025 und nur noch 3 Prozent unter dem Ziel für 2030.“ Damit komme Osnabrück seinen Klimaschutzzielen Schritt für Schritt näher.
Hintergrund:
Daten zum Mobilitätsverhalten lassen sich nicht allein durch Zählungen im Straßenverkehr oder ÖPNV erheben. Sie erfordern repräsentative Haushaltsbefragungen, wie sie die TU Dresden mit der Studie „Mobilität in Städten – SrV“ (System repräsentativer Verkehrsbefragungen) durchführt.
In Osnabrück wurden dafür 1.389 zufällig ausgewählte Personen zu ihren Wegen befragt. Die Ergebnisse spiegeln somit das Mobilitätsverhalten der Wohnbevölkerung wider, nicht das gesamte Verkehrsaufkommen.
Verkehrsarten wie Pendler-, Touristen- oder Besucherverkehr bleiben unberücksichtigt, obwohl die Wege der Bürger wesentlich zur Verkehrslage beitragen.