Fast einhellige Einschätzung: Regionale Betriebe mit USA-Geschäft erwarten negative Folgen der US-Zollpolitik für Deutschland

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IHK-Blitzumfrage liefert erste Hinweise auf mögliche Produktionsverlagerungen

Die Eskalation des Handelskonflikts mit den USA sorgt in der Wirtschaft für Alarmstimmung. „Über 90 % der Unternehmen in unserer Region mit Geschäftsbeziehungen zu den USA sehen in der aktuellen Zollpolitik von Präsident Trump negative Auswirkungen auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Dies geht aus einer 24-Stunden-Blitzumfrage der IHK hervor, an der rund 250 Unternehmen teilgenommen haben (Beteiligungsquote: 14 %).

Zwei Drittel der befragten Betriebe sind unmittelbar von den US-Maßnahmen betroffen – insbesondere Industrieunternehmen. Laut der IHK-Auswertung trifft es vor allem Firmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Metallverarbeitung, der Automobilzulieferindustrie sowie der Ernährungsbranche.

Die angekündigten Strafzölle lösen bereits jetzt erhebliche Verunsicherung aus. Mehr als die Hälfte der Unternehmen weiß noch nicht, wie sie reagieren soll. Dennoch denkt schon ein Fünftel darüber nach, die Produktion weiter in die USA zu verlagern. „Das betrifft vor allem Firmen, die bereits eine Niederlassung in den USA haben“, betont Graf. Ein Drittel dieser Unternehmen erwägt konkrete Verlagerungspläne.

Unternehmen ohne US-Niederlassung planen derzeit jedoch weder Verlagerungen noch den Aufbau eigener Produktionsstätten in den USA.

„Diese Entwicklung ist für unsere Region und den Standort Deutschland insgesamt äußerst besorgniserregend. Wir riskieren, im internationalen Standortwettbewerb Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu verlieren. Umso dringender muss die neue Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um den Standort zu stärken“, mahnt Graf.

Kurzfristig rechnen vor allem exportorientierte Unternehmen mit Umsatz- und Gewinneinbußen. Eine weitere Verschärfung des Zollstreits würde die negativen Folgen auf beiden Seiten jedoch deutlich verstärken, warnt Graf. Entsprechend befürwortet mehr als die Hälfte der Betriebe eine Verhandlungslösung seitens der EU.

Dennoch plädiert ein Viertel der Unternehmen für die Einführung von EU-Gegenzöllen. Graf schlägt vor, dass die EU verstärkt auf neue Handelsallianzen setzen sollte: „Das Mercosur-Abkommen mit Lateinamerika muss schnellstmöglich ratifiziert und umgesetzt werden. Damit könnten regionale Betriebe und Verbraucher von der größten Freihandelszone der Welt mit einem Markt von rund 715 Millionen Menschen profitieren.“

Hintergrund:

US-Präsident Donald Trump hat Mitte der Woche neue Strafzölle gegen 38 Länder verhängt und damit seine aggressive Handelspolitik weiter verschärft. Für deutsche Unternehmen bedeutet dies, dass ihre Exporte in die USA ab dem 5. April mit mindestens 10 % Zöllen belegt werden, ab dem 9. April drohen sogar 20 %.

Die USA sind neben China der wichtigste außereuropäische Markt für die regionale Wirtschaft. Insgesamt exportieren 210 Unternehmen dorthin, 64 beziehen Importe aus den USA. Zudem verfügen 38 Firmen über Niederlassungen und zehn über Produktionsstätten in den USA.

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