
Am Dienstagabend wurde im Osnabrücker Lokviertel ein weiterer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, was eine sofortige Evakuierung und Entschärfung erforderlich machte. Rund 11.000 Menschen in etwa 6.500 Haushalten waren betroffen und mussten bis spätestens 19 Uhr das Gebiet verlassen. Die Stadtverwaltung informierte die Bevölkerung fortlaufend über einen Liveticker und stellte umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen bereit.
Bereits um 17:12 Uhr begann die Evakuierung der Stadtteile Innenstadt, Fledder und Schinkel. Straßensperrungen wurden um 19 Uhr eingerichtet, und ein Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel (Windthorststraße 79-83) wurde ab 19 Uhr geöffnet, obwohl die Einrichtung noch im Gange war. Der Bahnhof Osnabrück lag im Sperrgebiet, Krankenhäuser blieben jedoch unbetroffen.
Der Blindgänger wurde während Bauarbeiten im Lokviertel gefunden, einem Gebiet, das aufgrund seiner strategischen Bedeutung im Zweiten Weltkrieg häufig bombardiert wurde. Die sofortige Entschärfung war notwendig, da die Bombe eine akute Gefahr darstellte. Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes arbeiteten unter Hochdruck, um den Sprengkörper unschädlich zu machen. Die Stadt rief die Bürger dazu auf, die Anweisungen der Einsatzkräfte strikt zu befolgen und das Sperrgebiet zu meiden.
Die Überprüfung des Evakuierungsgebiets zog sich hin, da immer wieder Personen versuchten, Absperrungen zu umgehen, was die Arbeiten verzögerte (21:10 Uhr). Drohnen und ein Polizeihubschrauber, der ab 22:16 Uhr über dem Gebiet kreiste, kontrollierten die menschenleere Zone. Um 22:31 Uhr musste noch eine Wohnung überprüft werden, bevor um 22:35 Uhr die Sicherheit bestätigt wurde, sodass der Sprengmeister und sein Team die Arbeit beginnen konnte.
Die Entschärfung zog sich bis in die späten Abendstunden hin, endete jedoch erfolgreich mit der Freigabe des Gebiets kurz vor Mitternacht.
Die Entschärfung markiert einen weiteren Einsatz im Lokviertel, wo aufgrund der intensiven Bauarbeiten für ein neues Stadtviertel regelmäßig Blindgänger entdeckt werden. Die Stadt und der Kampfmittelbeseitigungsdienst haben einen Fahrplan für weitere mögliche Räumungen bis Jahresende erstellt, um auf zukünftige Funde vorbereitet zu sein.
Die Bombe und ihre Entschärfung
Die 500-Kilogramm-Bombe war mit zwei Zündern ausgestattet: einem Front-Aufschlagzünder und einem Heck-Langzeitzünder, was die Entschärfung erschwerte (22:38 Uhr). Diese Konstruktion war im Zweiten Weltkrieg üblich, um die Zuverlässigkeit der Detonation zu erhöhen und Entschärfungsversuche zu erschweren.
Das vierköpfige Team des Kampfmittelbeseitigungsdienstes begann um 22:37 Uhr mit der gefährlichen Arbeit. Um 23:05 Uhr waren beide Zünder entfernt, mussten jedoch noch separat unschädlich gemacht werden, weshalb noch keine Freigabe erfolgte.
Hintergrund und Bedeutung
Der Blindgänger wurde während Bauarbeiten im Lokviertel entdeckt, einem Gebiet, das aufgrund seiner strategischen Bedeutung im Zweiten Weltkrieg – insbesondere durch die Nähe zum ehemaligen Güterbahnhof – stark bombardiert wurde. Osnabrück zählt zu den Städten mit den meisten Blindgängerentschärfungen in Deutschland, bedingt durch die hohe Bombenlast und intensive Bautätigkeiten. Schätzungen zufolge liegen laut der Stadt Osnabrück noch zahlreiche unentdeckte Sprengkörper im Boden, was regelmäßige Evakuierungen erforderlich macht.
Die Stadt betonte die Wichtigkeit der Kooperation, da vereinzelte Verstöße gegen die Absperrungen die Arbeiten verzögerten. Oberbürgermeisterin Katharina Pötter lobte die Einsatzkräfte für die schnelle Organisation der kurzfristigen Evakuierung. Der Bahnverkehr normalisierte sich nach der Freigabe, wie die Deutsche Bahn am 18. Juni um 00:01 Uhr meldete.