Merz zu Besuch in Washington: Treffen mit Trump im Oval Office

Am Donnerstag, dem 5. Juni 2025, traf der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office auf US-Präsident Donald Trump. Das Treffen, das weltweit mit Spannung erwartet wurde, war kurz, freundlich und verlief ohne Eklat oder heftige Anschuldigungen, wie sie beim Treffen Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und anderen Besuchern vorgekommen waren.

Merz’ Lächeln verriet zu Beginn des Treffens eine gewisse Anspannung, was nicht verwunderlich war. Der amerikanische Botschafter Richard Grenell wies heute noch einmal in einem Post auf X darauf hin, dass Merz die Gegenkandidatin Trumps, Kamala Harris, im Wahlkampf unterstützt hatte, sich aber über die Einmischung der Amerikaner in den deutschen Wahlkampf mit deutlichen Worten beschwert habe.

Der amerikanische Botschafter Richard Grenell auf X: „Merz’ Doppelzüngigkeit dürfte diese Woche in den USA auffliegen. Sei deutlich, Friedrich. Deutsche und Amerikaner wollen authentische Führungspersönlichkeiten – Transparenz ist in einer Welt voller Chaos von entscheidender Bedeutung.“

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Merz, der die Bundestagswahl gewonnen hat und laut Trump in Deutschland als sehr respektiert gilt, betonte die gemeinsame Sichtweise mit Trump in vielen Fragen, insbesondere zum Russland-Ukraine-Konflikt. Trump gratulierte seinem Gast zur gewonnenen Wahl und erwähnte, dass beide bereits mehrfach telefoniert hätten. Merz betonte die gemeinsame Geschichte, verwies auf die deutschen Wurzeln des amerikanischen Präsidenten und überreichte ihm die passend golden gerahmte Geburtsurkunde seines deutschen Großvaters, dessen Vorname ebenfalls „Friedrich“ war.

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Merz dankte für die Gastfreundschaft, da er im Blair House, dem offiziellen Gästehaus, untergebracht war. Diese Ehre wird nicht jedem Gast zuteil. Er bedankte sich für den Empfang und betonte den Wunsch nach einer Vertiefung der Zusammenarbeit.

Fragen der Pressevertreter

Im Anschluss an das 45-minütige Gespräch, das bis 18:30 Uhr deutscher Zeit (CEST) dauerte, beantworteten Trump und Merz Fragen der Presse. Trump sprach über eine Vielzahl von Themen, während Merz auffallend zurückhaltend blieb. Zu den behandelten Punkten gehörten:

Einreisestopp und Migration: Auf die Frage, warum Ägypten nicht auf der Liste der Länder mit Einreisestopp stehe, erklärte Trump, Ägypten habe sein Land „im Griff“. Er ging auch auf Probleme mit Einwanderern in Deutschland ein und sagte mit Blick auf den Bundeskanzler Merz: „Das ist nicht Ihre Schuld. Ich habe darüber mit Merkel gesprochen.“ Merz äußerte sich dazu nicht.

Handelsstreit und China: Kurz vor Merz’ Ankunft wurde ein Treffen von Beratern geplant, um ein Handelsabkommen mit China vorzubereiten, insbesondere zu seltenen Erden und Magneten. Trump erwähnte, dass die Handelsbeziehungen mit China besser seien, und sprach von einer Einladung von Xi Jinping an ihn und die First Lady nach China. Er freue sich auch über einen Besuch von Xi Jinping und dessen Frau im Oval Office. Auf Anfrage der Presse betonte er, dass chinesische Studenten willkommen seien. Internationale Studenten seien erwünscht, müssten aber vor der Einreise überprüft werden.

Russland und Ukraine: Trump prangerte die hohen Verluste im Ukraine-Krieg an, schätzte die wöchentlichen Todeszahlen auf 5.000 bis 6.000 Soldaten und erzählte, dass es nach der Ukraine wohl einen Gegenschlag Russlands geben werde. Er sprach von fürchterlichen Bildern und dem Leid, welches nicht so in der Presse zu finden sei.

Trump schloss Sanktionen gegen Russland nicht aus, wenn er den richtigen Moment erkenne. Vielleicht müssten beide Parteien erst noch mehr leiden, bevor es Frieden geben könne.

Beim Eishockey sehe man oft, dass der Schiedsrichter erst wartet und dann zum passenden Moment in die Auseinandersetzung eingreift. Trump erwähnte, dass auch der Bundeskanzler unter dem Ukrainekrieg zu leiden habe. Derzeit sehe er keine Chance auf sofortigen Frieden. Er würde es sehr gerne sehen, doch es werde weiter gekämpft werden.

Die Ukraine habe Russland hinter der Grenze angegriffen, und auch wenn er Putin bat, nicht zurückzuschlagen, werde Russland das wohl tun. Trump erklärte, er respektiere Putin, sei aber kein Freund von ihm.

Als Merz später nach seiner Meinung zu der Analogie gefragt wurde, betonte dieser, dass eine Lösung zur Beendigung des Krieges gesucht werde. Er wies deutlich auf die Rolle Russlands hin, da Putin den Krieg begonnen habe.

Merz sprach die Entführung ukrainischer Kinder durch Russland an und unterstrich, dass die Ukraine nur strategische Ziele in Russland angreife, nicht Zivilisten. Deutschland werde alles tun, um die Ukraine zu unterstützen. Merz betonte die Schlüsselrolle des amerikanischen Präsidenten für eine gemeinsame Lösung des Konflikts.

Trump ging auf Merz Worte nicht ein, er erklärte, der Krieg wäre unter seiner Präsidentschaft nicht ausgebrochen, ebenso wie der Angriff der Hamas auf Israel oder die hohe Inflation unter Biden.

Nord Stream 2 und Verteidigung: Trump betonte nicht ohne Stolz, er habe Nord Stream 2 gestoppt. Er kritisierte, dass Biden in seiner Amtszeit den Bau wieder fortgesetzt habe. Er forderte Deutschland auf, mehr für Verteidigung auszugeben und Deutschland aufzurüsten, fügte aber mit einem Lachen hinzu: „Bis zu einem gewissen Punkt, da behalten wir euch im Auge.“

Auf die Stationierung der 45.000 amerikanischen Soldaten angesprochen, sagte Trump sie werden bleiben, wenn es für Merz ok sei. Es sei ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Faktor für Deutschland.

Merz sagte nichts, er hielt sich zurück.

Wirtschaft und Inflation: Trump lobte die gesunkenen Energiepreise in den USA und die geringe Inflation (unter 2 %), während er die Biden-Regierung für die „schlimmste Inflation der Geschichte“ kritisierte. Er sprach von einem neuen Gesetz mit 2,8 Billionen Dollar, das einen Handelsüberschuss bringen werde, auch wenn die Schulden hoch seien.

Elon Musk und Elektrofahrzeuge: Trump erwähnte, dass Fördermittel für Elektrofahrzeuge gekürzt wurden, was Elon Musk wohl missfiel. Als Musk mit einem blaue Augen im Oval Office gestanden habe, habe Trump ihn gefragt, ob er Make-up wolle, was Musk aber ablehnte. Trump betonte, dass Musk ihn persönlich nicht kritisiert habe, sondern nur das Gesetz. Er fügte hinzu: „Ich glaube, Musk vermisst es schon, hier zu sein.“

Historische Bezüge und D-Day: Merz erinnerte an den D-Day (6. Juni), die Befreiung Deutschlands von den Nazis und die Dankbarkeit gegenüber den USA. Merz erwähnte, dass er bereits 1982 unter Reagan im Weißen Haus war, und betonte die gemeinsame Geschichte beider Länder.

Waren es kritische Spitzen?

Merz wirkte während des Treffens zurückhaltend. Auf Trumps Bemerkung, Merz spreche „wunderbares Englisch“, erwiderte Merz, es sei nicht seine Muttersprache, aber er spreche so gut, wie er könne. Trump lobte Merz noch einmal sehr für diese „Leistung“.

Merz ließ Trump das Gespräch dominieren. Trump bezeichnete Merz zwischendurch als „etwas schwierig“, was bei dem weitergehenden Redefluss kaum wahrgenommen wurde.

Trump hatte zu Beginn des Gesprächs betont, dass die Dinge in Amerika wieder phantastisch laufen würden. „Wir möchten, dass die Dinge hier gut laufen, wie in Deutschland.“ Trump weiter mit einem Blick zu Merz: „Denn in Deutschland laufen die Dinge ja gut.“

Das Treffen zeigte die typische Dynamik eines Trump-Gesprächs: einseitig, von schnellen Themenwechseln geprägt und mit einer Mischung aus Lob, Kritik und historischen Vergleichen. Merz blieb zurückhaltend, betonte aber die Bedeutung der transatlantischen Zusammenarbeit und den Wunsch, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Das Treffen endete ohne konkrete Vereinbarungen, aber mit dem Versprechen, die Gespräche fortzusetzen, insbesondere über die Rolle der EU im Ukraine-Konflikt und die wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die Gespräche wurden danach unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitergeführt.

Merz’ Statement zu dem Treffen

„Wir haben länger zusammengesessen als geplant, es gab ein sehr gutes Mittagessen““ so Merz in einem kurzen Statement um 20:30 Uhr deutscher Zeit.

„Wir verstehen uns auf persönlicher Ebene gut: offen und kollegial“, so Merz.

Nach dem offiziellen Teil im Oval Office wurden weitere Themen besprochen, unter anderem der Krieg gegen die Ukraine. „Es liegt ganz besonders in der Hand des amerikanischen Präsidenten“, so Merz. Laut Merz gehe es nur über Stärke und Verteidigung. Merz wolle später noch im Senat mit einigen Senatoren das Thema Unterstützung der Ukraine besprechen, ob Trump daran teilnehmen werde, sei noch offen.

Merz war es wichtig, die amerikanische Rolle deutlich zu machen, nicht ohne Grund habe er das Datum des D-Day erwähnt, der sich morgen am 6. Juni jährt. Die Amerikaner hätten 1944 politische Verantwortung wahrgenommen, daran habe er erinnert.

Zum Thema Zölle und Handel sagte Merz, dass beide Seiten Gesprächspartner benannt hätten, die die intensiven Gespräche fortführen werden.

Die Einladung in das persönliche Gästehaus des Präsidenten sei für ihn ein Zeichen gewesen, dass Trump ein gutes Gespräch haben wollte, und es sei ein gutes Gespräch geworden, so Merz abschließend.

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