
Trotz Sehbehinderung oder anderer Beeinträchtigungen gefahrlos durch die Baustelle: Bei der Gestaltung barrierefreier Baustellen hat die Stadt Osnabrück eine Vorreiterrolle eingenommen. Nach dem ersten Test eines akustischen Systems am Neumarkt im Jahr 2022 stellte die Stadt vor zwei Jahren weitere Lösungen vor, die auf einem „Baustellen-Parcours“ ausprobiert werden konnten.
Bei einer Neuauflage dieser Teststrecke stellten nun mehrere Firmen neue innovative Lösungen vor.
Denn gerade für sehbeeinträchtigte Menschen kann es in Baustellenbereichen schnell gefährlich werden. Bei der Stadt Osnabrück testen deshalb Baustellenmanagement und Fachstelle Inklusion seit mehreren Jahren verschiedene Leitsysteme, die sehbehinderte Menschen sicher durch Baustellen führen sollen.
Für die Firmen, die diese Systeme entwickeln, ist die Hasestadt damit ein willkommenes Testfeld geworden.
Zugleich kann die Stadt Osnabrück neue Systeme mit gestalten, da die Erfahrungen, die hier gemacht werden, in die weitere Produktentwicklung einfließen. Die Firma RTB etwa, die ihr akustisches Leitsystem vor zwei Jahren in Osnabrück als ersten Entwicklungsaufschlag präsentiert hatte, hat ihre Produkte aufgrund des Feedbacks von Betroffenen weiterentwickelt und verbessert und nun beim jüngsten „Baustellen-Parcours“ vorgestellt.

Die Firma Briteline präsentierte derweil eine taktile Markierungsfolie, die Übergänge und Führungen innerhalb der Baustelle für sehbehinderte Menschen mit Langstock besser kenntlich macht.
Von der Firma AVS wiederum stammen einfach zu montierende, aber robuste Rampen, die Baustellenbereiche für mobilitätseingeschränkte Personen – zum Beispiel Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren – leichter passierbar machen. Auch die Führung sehbehinderter Menschen wurde bei der Entwicklung der Rampen und Längsabsperrungen bedacht.
Ein anderes Podest mit Rampe punktet dadurch, dass es flexibel höhenverstellbar ist, einen durchgehenden Handlauf, eine Blindentastleiste und eine rutschfeste Trittoberfläche hat sowie in drei verschiedenen Breiten verfügbar ist.
„Road Fence“- zu schwer, um durch genervte Bürger versetzt zu werden
Neu ist auch der „Road Fence“, dessen Baubreite zwar nur noch 30 cm beträgt, dessen Gewicht zwischen 205 und 435 kg pro Element aber das unrechtmäßige Versetzen zum Beispiel durch genervte Bürger ausschließt.
Gerade an stark befahrenen Straßen mit langandauernden Baumaßnahmen kann so die Sicherheit von Fußgängern, Radfahrern und beeinträchtigten oder besonders schutzbedürftigen Menschen erheblich verbessert werden. Durch die hohe „Aufhaltestufe T1“ (geprüft bei 80 km/h) sind aber auch die Arbeiter im Baufeld besser geschützt.
„Wir hoffen, dass sich immer mehr Kommunen und Baufirmen darauf verständigen, solche Systeme einzusetzen, um Baustellen für Menschen mit Beeinträchtigungen, aber auch für Radfahrende und insgesamt, sicherer zu gestalten“, sagt Dirk Ohde, Fachdienstleiter Geodaten und damit zuständig für Baustellenmanagement und Koordinierungsstelle.
Um die neuen Produkte nach Möglichkeit auch längerfristig in der Praxis testen zu können, solle der geplante Umbau des Neumarktes als „Musterbaustelle“ genutzt werden.
Bildquellen
- Baustelle 1: © Stadt Osnabrück, Constantin Binder
- Baustelle2: © Stadt Osnabrück, Constantin Binder