Kunstfreiheit statt Kirchenlobbyismus: GBS plant Protestbühne gegen Absage von „Ödipus Exzellenz“ in Osnabrück

Archivbild. Foto: Bianka Specker

Unter dem Motto „Kunstfreiheit statt Kirchenlobbyismus!“ plant die Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) gemeinsam mit dem künstlerischen Team der abgesagten Theaterproduktion „Ödipus Exzellenz“ am 21. August eine Demonstration vor dem Theater Osnabrück.

Auf dem Platz der Deutschen Einheit will die Stiftung auf einer mobilen Bühne eine alternative Plattform auf einem 12 Quadratmeter großen Anhänger schaffen, um die Absage des Stücks und die damit verbundene Einschränkung der Kunstfreiheit anzuprangern.

Eingeladen sind Vertreter aus lokaler Politik und dem Bistum Osnabrück, um eine öffentliche Diskussion über die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche anzustoßen.

Die Demonstration steht jedoch auf wackeligen Beinen: Aktuell stehe für die Demo nicht nur eine Absage zum Standort direkt vor dem Theater im Raum, sondern für die gesamte Innenstadt. „Scheinbar möchte man verhindern, dass Bürgerinnen und Bürger Osnabrücks öffentlich über ein gesellschaftlich relevantes Thema debattieren“, kritisiert die GBS.

Der Grund für die bisherige Absage der Veranstaltung vor Ort ist der ‚Theaterbeach‘ sowie die Notwendigkeit, Flucht- und Rettungswege freizuhalten. In einem Gespräch mit unserer Redaktion erklärte David Farago von der GBS, dass morgen früh ein Kooperationsgespräch mit der Versammlungsbehörde stattfinden wird.

Das Theaterstück „Ödipus Exzellenz“ sollte sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche thematisieren – ein Vorhaben, das durch den Eingriff des Intendanten Ulrich Mokrusch gestoppt wurde. Das künstlerische Team, bestehend aus dem Betroffenen Karl Haucke, Regisseur Lorenz Nolting und Dramaturgin Sofie Boiten, wurde entlassen.

„Müssen die Menschen in Osnabrück vor gesellschaftlich relevanten Themen geschützt werden?“, fragt Aktionskünstler David Farago von der GBS provokant.

David Farago betont im Gespräch, dass sich die Kritik nicht gegen das Bistum Osnabrück richtet, sondern gegen den Intendanten des Theaters Osnabrück, Ulrich Mokrusch. Laut einem Bericht des NDR erklärte Regisseur Lorenz Nolting, Mokrusch habe gesagt: „Ich möchte nach diesem Stück noch mit dem Generalvikar einen Kaffee trinken können.“ Farago bezeichnete das Verhalten des Theaterintendanten als „vorauseilenden Gehorsam“ und unterstrich, dass dies die Bedeutung der Arbeit der Stiftung gegen Kirchenlobbyismus verdeutliche.

Die Auflösungsverträge enthielten laut NDR, der ein Schreiben von Lorenz Nolting vorliegen hat, neben einer Sprachregelung auch eine Verschwiegenheitsklausel, die den Kontakt zur Presse untersagen sollte. Bei Nichtunterzeichnung wurde mit rechtlichen Schritten gedroht. Ulrich Mokrusch betonte hingegen, dass die künstlerische Freiheit niemals zur Debatte gestanden habe.

Überregionale Medien wie DIE ZEIT und der NDR berichteten bereits über die Vorgänge. Die Absage des Stücks zeigt laut Veranstaltern, wie dringend eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt notwendig ist. „Aufarbeitung darf nicht bei oberflächlicher Anerkennung des Leids stehen bleiben“, betonen Haucke, Nolting und Boiten. „Es braucht Strukturen, die Aufarbeitung nicht der Willkür des Täterraumes überlassen.“

Die Aktion am 21. August soll ein Auftakt für diese Debatte sein. Der genaue Ort der Demonstration steht noch nicht fest. Parallel dazu plant das Theater Osnabrück eine Sonderveranstaltung zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, was die Spannungen zwischen Kunstfreiheit und institutionellen Interessen weiter verdeutlicht.

Wir haben bei der Stadt Osnabrück um eine Stellungnahme zur Anmeldung der Veranstaltung gebeten.