
Die Pfarrei St. Johann in Osnabrück und das Bistumsarchiv haben sieben historische Handschriften aus dem 17. Jahrhundert restaurieren lassen.
Ein Blick in die Bände versetzt den Leser zurück ins Jahr 1666 – der älteste Eintrag stammt aus dieser Zeit. Nach der Restaurierung sind die wertvollen Dokumente nun wieder im Pfarrarchiv von St. Johann verfügbar.
Die Handschriften umfassen Ehesachen, Gerichtsakten und Aufzeichnungen zu Baumaßnahmen. Der Großteil besteht aus Protokollen des Kapitels von St. Johann, einer Gemeinschaft von Geistlichen, die das Stift bis Anfang des 19. Jahrhunderts leitete. Sie gewähren Einblicke in das Leben jener Epoche, etwa in die Bemühungen des Kapitels, nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wieder Fuß zu fassen.
„Für Forscher haben die Aufzeichnungen einen sehr hohen Wert“, betont Georg Wilhelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bistumsarchivs Osnabrück. Die Notwendigkeit der Restaurierung wurde bei Recherchen für die Erneuerung der Kirchenorgel in St. Johann entdeckt. Dabei stellte sich heraus, dass die Archivalien dringend restauriert werden mussten, um sie für die Nachwelt zu erhalten.
Die Papierrestauratorin Dagmar Dornheim benötigte ein halbes Jahr für die Arbeiten. Zunächst reinigte sie Einbände und Buchblöcke, bevor sie das stark brüchige Papier stabilisierte. „Das war sehr brüchig, auch als Folge eines Brandes, den es einmal gegeben haben muss“, erklärt sie. Sie nahm die Bände auseinander, entfernte alte Klebestreifen aus zwei Bänden und restaurierte die Seiten behutsam, sodass ihr ursprünglicher Zustand erkennbar bleibt.
„Das ist alles sehr behutsam restauriert worden, man kann noch erkennen, wie die Seiten vorher aussahen“, ergänzt Archivar Georg Wilhelm. Die Restaurierungskosten beliefen sich auf etwa 11.000 Euro. Die Hälfte wurde durch Fördermittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) gedeckt, die andere Hälfte trug die Pfarrgemeinde St. Johann.

Pfarrer und Dechant Martin Schomaker hofft auf weitere Unterstützer: „Menschen, denen es wichtig ist, dass sie etwas Historisches erhalten können“, so Schomaker. Er freut sich, die Handschriften wieder im Pfarrarchiv zu wissen: „Ziel war es, die Bände für die Zukunft zu sichern“, sagt er. Dieses Ziel wurde mit der Restaurierung erreicht.
Hintergrund
Das Stift St. Johann, eine bischöfliche Gründung aus dem 11. Jahrhundert, gehört zur Frühgeschichte des Bistums Osnabrück. Um das Stift entstand die Osnabrücker Neustadt. Es diente als Ausbildungsstätte für Geistliche und engagiert sich bis heute im sozialen Bereich. Mehr zur Pfarrgemeinde: http://st-johann-os.de
Das Bistumsarchiv ist das Gedächtnis des Bistums Osnabrück. Es verwahrt rund 3.000 Urkunden, die älteste datiert auf den 19. Dezember 803 und geht auf Karl den Großen zurück. Die meist auf Pergament ausgestellten Dokumente – darunter Werke von Kaisern, Päpsten und Bischöfen – reichen bis in die Gegenwart. Zudem umfasst das Archiv etwa 140 Handschriften und einen umfangreichen Aktenbestand, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.