Absetzung kein Kunstfreiheitsstreit! – Stellungnahme der Stadt und Theaters Osnabrück zum Offenen Brief der Künstler

Aufsichtrat des Theaters und Stadt Osnabrück nehmen Stellung

Über 600 Künstler aus ganz Deutschland fordern in einem offenen Brief an Osnabrücks politische Gremien eine Debatte über die Strukturen am Theater Osnabrück, um weiteren Schaden vom Kulturstandort an der Hase abzuwenden. Anlass ist die Absage der Produktion „Ödipus Exzellenz“ durch Intendant Ulrich Mokrusch, die sich mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche befasste.

Die Künstler kritisieren, dass Mokrusch ls Intendant die Entscheidung allein und ohne Rücksprache traf. Die Unterzeichner fordern eine Diskussion über Machtstrukturen und eine Demokratisierung des Theaters. Wir berichteten hier über den Fall.

Brigitte Neumann, Vorsitzende des Aufsichtsrates des Theaters und Heiko Schlatermund, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates sowie der Erster Stadtrat und Kulturdezernent Wolfgang Beckermann geben gemeinsam zu den Offenen Brief der Künstler eine Stellungnahme ab:

„Nach der Absetzung des Stückes „Ödipus Exzellenz” findet am Theater Osnabrück eine interne Aufarbeitung statt. Der Prozess ist in vollem Gange, es liegen jedoch bereits erste konstruktive Vorschläge vor. Die Details dieser internen Arbeit fallen in die Verantwortung der Geschäftsführung aus Intendant und Kaufmännischem Direktor des Theaters.

Wir sehen in der Absetzung weder einen Skandal noch einen Eingriff in die Kunstfreiheit. Das Regieteam und das Theater, vertreten durch den Intendanten, hatten einen Vertrag geschlossen, auf dessen Grundlage die Entscheidung erfolgte. Das ist kein ungewöhnlicher Vorgang im Theaterbetrieb und liegt in der Hand des Intendanten. Unabhängig davon, ob man die Absetzung richtig oder falsch findet: Theater und Regie haben einen gemeinsamen Vertrag geschlossen und die Intendanz darf darauf vertrauen, dass dieser Vertrag eingehalten und respektiert wird. 

Zur Forderung nach neuen Beteiligungsmöglichkeiten bei künftigen Intendanzentscheidungen und der Einbeziehung externer Expertise weisen wir darauf hin, dass dies am Theater Osnabrück seit mehr als zwei Jahrzehnten üblich ist und mit einem hohen Standard in den letzten Jahren noch verfeinert wurde.

So wurde zuletzt bei der Auswahl des neuen Generalmusikdirektors verfahren. Auch die Berufung von Intendant Ulrich Mokrusch beruhte auf einem transparenten und partizipativen Verfahren, an dem unter anderem Mitglieder der Ensembles mitgewirkt haben; wir sind überzeugt, eine gute Auswahl und richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Durch immer neue Debattenanstöße wird das Theater, das im Übrigen nicht nur aus der Sparte Schauspiel besteht, insgesamt in Misskredit gebracht. Wir sind davon überzeugt: Unser Theater leistet unter der Intendanz von Ulrich Mokrusch mit seinen gut 300 Mitarbeitenden aus 28 Nationen Großartiges, mit einem enormen Publikumszuspruch.“