
Mitteilung der Autobahnpolizei Lingen zu den aktuellen Zuständen auf den Rastplätzen im Emsland und der Grafschaft Bentheim
Für die Kollegen der Autobahnpolizei Lingen ist es längst ein unschönes, aber leider alljährlich wiederkehrendes Bild: Lkw-Fahrer, vornehmlich aus Osteuropa, die das Weihnachtsfest ohne ihre Familien und Lieben auf den Rastplätzen entlang der Autobahnen verbringen müssen.
Kurz vor dem Weihnachtsfest zeichnet sich wieder einmal ab, dass der eine oder andere Fahrer nicht oder nicht rechtzeitig nach Hause kommt. In den letzten Tagen hatten die Beamten wieder einmal genug Gelegenheit, sich mit einzelnen Fahrern zu unterhalten.
Viele verbringen nur deshalb das Weihnachtsfest auf den Autobahnrastplätzen, weil ihre Chefs über die Feiertage keine Aufträge erhalten, aber trotz allem die Fahrer mit den leeren Lkw nicht nach Hause fahren lassen wollen. Ein polnischer Lkw-Fahrer berichtete den Beamten, dass er aller Voraussicht nach bis zum 2. Januar auf einem Rastplatz warten muss, bis der Chef den nächsten Frachtauftrag erhält.
Darüber ob der Fahrer die Zeit, die er hier verbringt, vergütet bekommt, darf spekuliert werden. Auch die Bedingungen, unter denen die Fahrer teils leben müssen, sind unmenschlich. Ein litauischer Lkw-Fahrer, der sich offenbar das Parken auf einem kostenpflichtigen Autohof mit vernünftigen sanitären Anlagen nicht leisten konnte, wusch sich bei winterlichen Temperaturen unter einer selbstgebauten Gießkannen-Dusche mit kaltem Wasser. Verständlich, dass die „gestrandeten“ Fahrer ihren Frust und Kummer im Alkohol ertränken! Frohe Weihnachten!
OSK Kommentar
Als ich die Meldung über die Zustände auf den Rastplätzen las, war ich schockiert und es entsetzte mich, welche rauhen Verhältnisse in der europäischen Wirtschaft mittlerweile herrschen. Selbst zu Kriegszeiten wurden die Soldaten zu Weihnachten nach Hause geschickt oder feierten vor Ort, so gut es ging.
Derzeit herrschen hier Zustände in einem Land, in dem wir doch angeblich gut und gerne leben. Es findet eine Verrohung der Gesellschaft statt, die einen sehen weg und bei anderen entlädt sich langsam die Wut, wie es sich in vielen Protesten derzeit in Europa zeigt.
Die europäischen Staaten erhöhen Steuern und Abgaben, was die Betreibe weiterreichen und es werden Verordnungen und Gesetze erlassen, die scheinbar Probleme lösen sollen, aber bei genauerer Betrachtung ökonomisch und ökologisch zu verheerenden Folgen führen. Deswegen die Proteste in den wirtschaftsabhängigen Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Die heutige Situation in Europa erinnert doch sehr an die Aufstände der Schlesischen Weber von 1844. Ein politischer Hintergrund war nach Einschätzung von Historikern im Allgemeinen noch nicht gegeben, er bildete sich mit der Deutschen Revolution in den Jahren 1848/49.
Es müssen Veränderungen her, deswegen lege ich mit dem Oskurier auch den Fokus auf diese Missstände, denn Wegsehen ist keine Lösung.
Bildquellen
- Weihnachten LKW: Gerd Altmann