Olympisches Boxen in Paris sorgt für Eklat: Imane Khelif siegt gegen Angela Carini nach 46 Sekunden

Paris. Bild: Pete Linforth/Pixabay

Das Schicksal der italienischen Boxerin Angela Carini beim olympischen Wettkampf war bereits im Vorfeld Gegenstand großer Diskussionen im Netz.

Der mit Spannung erwartete Kampf der Italienerin war bereits nach 46 Sekunden beendet. Carini gab angesichts der harten Schläge auf. Ihre Boxgegnerin bei den olympischen Spielen in Paris war Imane Khelif, eine algerische Boxerin, die ebenso wie die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting von dem Boxverband IBA bei den Weltmeisterschaften 2023 vom Frauenboxen nach Tests disqualifiziert worden war. 

Der Kampf Khelif gegen Carini dauerte nur 46 Sekunden, in der eindeutig Khelif dominierte. Die Italienerin musste harte Schläge im Gesicht einstecken. Nach dem Kampf erklärte sie, ihre Nase tat weh, sie haben nicht mehr richtig atmen können. Nachdem kurzen Duell im Ring verweigerte sie Khelif den Handschlag. Nach der Verkündung des Siegs von Kehlif sank Angela Carini auf die Knie und weinte.

Der kurze und heftige Kampf Khelifs gegen Carini ließ die Welt in den sozialen Medien Kopf stehen- viele User fühlten mit ihr- zu stark und heftig waren die Schläge, die sie einstecken musste. 

Es entstand eine Debatte darüber, wer im Frauensport mitmachen darf.

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Angela Carinis Box Trainer erklärte nach dem Kampf: „Ich will nicht für den IOC urteilen und ich weiß, dass das Thema schwierig ist, aber dieser Kampf war unfair.“ Auch zahlreiche italienische Politiker meldeten sich. Georgia Meloni, die amtierende italienische Ministerpräsidentin schrieb auf X: „Ich weiß, dass du nicht aufgeben wirst, Angela, und ich weiß, dass du eines Tages mit Mühe und Schweiß verdienen wirst, was du verdienst. In einem endlich fairen Wettbewerb.“

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Auch die berühmte Schriftstellerin J.K. Rowling meldete sich zu Wort.

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Sowohl Khelif und Y-ting nahmen bereits 2021 an den olympischen Spielen in Tokio teil. Das Internationale Olympische Komitee entschied damals und auch heute aufgrund der Eintragungen in den Personaldokumenten. Das machte der IOC in einer Stellungnahme am Abend noch einmal deutlich. 

Das IOC gab heute Abend aufgrund der vielen Reaktionen auf den Boxkampf am Abend eine Erklärung ab, die in den sozialen Medien heftig kritisiert wird. Am morgigen Freitag wird Lin Yu-ting gegen Sitori Turdibekowa im Frauenboxen antreten. 

Das IOC erklärt in dem Statement, dass das Geschlecht und Alter für die olympischen Spiele nur nach dem Pass bestimmt werde und kritisiert den Boxverband IBA (International Boxing Association) für ihre nachträgliche Disqualifikation der betreffenden Sportler nach der WM. Die Erklärung des IOC im Wortlaut:

„Gemeinsame Erklärung von Paris 2024 Boxing Unit/IOC

Jede Person hat das Recht, ohne Diskriminierung Sport zu treiben.

Alle Athleten, die an den Boxwettbewerben der Olympischen Spiele Paris 2024 teilnehmen, müssen die Teilnahme- und Zulassungsbestimmungen des Wettbewerbs sowie alle geltenden medizinischen Vorschriften der Boxabteilung von Paris 2024 (PBU) einhalten (alle geltenden Vorschriften finden Sie hier). Wie bei früheren olympischen Boxwettbewerben richten sich Geschlecht und Alter der Athleten nach ihrem Pass.

Diese Regeln galten auch während des Qualifikationszeitraums, einschließlich der Box-Turniere der Europaspiele 2023, der Asienspiele, der Panamerikanischen Spiele und der Pazifikspiele, des Ad-hoc-Qualifikationsturniers für Afrika 2023 in Dakar (SEN) und der beiden Weltqualifikationsturniere 2024 in Busto Arsizio (ITA) und Bangkok (THA), an denen insgesamt 1.471 verschiedene Boxer aus 172 Nationalen Olympischen Komitees (NOCs), das Box-Flüchtlingsteam und einzelne neutrale Athleten teilnahmen und über 2.000 Qualifikationskämpfe bestritten.

Die PBU nutzte die Boxregeln von Tokio 2020 als Grundlage für die Entwicklung ihrer Regeln für Paris 2024. Dadurch sollten die Auswirkungen auf die Vorbereitungen der Athleten so gering wie möglich gehalten und die Konsistenz zwischen den Olympischen Spielen gewährleistet werden. Diese Regeln für Tokio 2020 basierten auf den Regeln nach Rio 2016, die vor der Suspendierung des internationalen Boxverbands durch das IOC im Jahr 2019 und dem anschließenden Entzug seiner Anerkennung im Jahr 2023 in Kraft waren.

Wir haben in Berichten irreführenden Informationen über zwei Athletinnen begegnet, die bei den Olympischen Spielen Paris 2024 antreten. Die beiden Athletinnen nehmen seit vielen Jahren an internationalen Boxwettbewerben in der Kategorie der Frauen teil, unter anderem an den Olympischen Spielen Tokio 2020, an Weltmeisterschaften der International Boxing Association (IBA) und an von der IBA sanktionierten Turnieren.

Diese beiden Athletinnen wurden Opfer einer plötzlichen und willkürlichen Entscheidung der IBA. Gegen Ende der IBA-Weltmeisterschaften 2023 wurden sie plötzlich und ohne jedes ordnungsgemäße Verfahren disqualifiziert.

Laut den auf der IBA-Website verfügbaren Protokollen wurde diese Entscheidung zunächst allein vom IBA-Generalsekretär und CEO getroffen. Der IBA-Vorstand ratifizierte sie erst im Nachhinein und forderte erst danach, dass ein Verfahren für ähnliche Fälle in der Zukunft festgelegt und in die IBA-Regeln aufgenommen wird. Im Protokoll heißt es außerdem, die IBA solle „ein klares Verfahren für geschlechtsspezifische Tests festlegen“.

Die aktuellen Angriffe gegen die beiden Athleten beruhen ausschließlich auf dieser willkürlichen Entscheidung, die ohne ein ordnungsgemäßes Verfahren getroffen wurde – vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Athleten viele Jahre lang an Spitzenwettkämpfen teilgenommen haben.

Ein solches Vorgehen steht im Widerspruch zu verantwortungsvollem Handeln.

Die Regeln für die Teilnahmeberechtigung sollten nicht während eines laufenden Wettbewerbs geändert werden, und jede Regeländerung muss angemessenen Verfahren folgen und sollte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.

Das IOC hat sich verpflichtet, die Menschenrechte aller an den Olympischen Spielen teilnehmenden Athleten gemäß der Olympischen Charta, dem IOC-Ethikkodex und dem strategischen Rahmen des IOC für Menschenrechte zu schützen. Das IOC ist traurig über den Missbrauch, dem die beiden Athleten derzeit ausgesetzt sind.

Die Anerkennung der IBA wurde vom IOC für 2023 entzogen, nachdem sie 2019 ausgesetzt worden war. Der Entzug der Anerkennung wurde vom Court of Arbitration for Sport (CAS) bestätigt. Siehe die Erklärung des IOC nach dem Urteil.

Das IOC hat deutlich gemacht, dass es die nationalen Boxverbände braucht, um einen Konsens über einen neuen internationalen Verband zu erzielen, damit Boxen in das Sportprogramm der Olympischen Spiele LA28 aufgenommen werden kann.“ 


Der Boxverband IBA (International Boxing Association) gab ebenfalls heute zu dem Thema eine öffentliche Stellungnahme ab, in der sie die frühere Disqualifikation der Athleten erklärt und das Vorgehen transparent macht. So sei der Testoteronspiegel der Athleten nicht untersucht worden.

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Die Erklärung des IBA im Wortlaut:

„Wie bereits erwähnt, hält es der Internationale Boxverband (IBA) zum jetzigen Zeitpunkt für angebracht, sich zu den jüngsten Medienberichten über die Athleten Lin Yu-ting und Imane Khelif zu äußern, insbesondere zu ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Dazu möchten wir Folgendes anmerken:

Am 24. März 2023 disqualifizierte die IBA die Athletinnen Lin Yu-ting und Imane Khelif von den IBA-Boxweltmeisterschaften der Frauen in Neu Delhi 2023. Die Disqualifikation erfolgte, weil sie die in den IBA-Regeln festgelegten Teilnahmekriterien für den Frauenwettbewerb nicht erfüllten. Diese Entscheidung, die nach einer sorgfältigen Prüfung getroffen wurde, war äußerst wichtig und notwendig, um das Niveau der Fairness und die größtmögliche Integrität des Wettkampfs zu wahren.

Anzumerken ist, dass die Athleten nicht einer Testosteronuntersuchung unterzogen wurden, sondern einem separaten und anerkannten Test, dessen Einzelheiten vertraulich bleiben. Dieser Test ergab eindeutig, dass beide Athletinnen die erforderlichen Zulassungskriterien nicht erfüllten und dass sie Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Athletinnen hatten.

Die Entscheidung der IBA vom 24. März 2023 wurde am 25. März 2023 vom IBA-Direktorium ratifiziert. Das offizielle Protokoll dieser Entscheidung kann auf der IBA-Website hier eingesehen werden: IBA Board of Directors Meeting Minutes.

Die Disqualifikation basierte auf zwei Tests, die bei beiden Athletinnen wie folgt durchgeführt wurden:

Test während der IBA-Boxweltmeisterschaften der Frauen in Istanbul 2022.
Test während der IBA-Boxweltmeisterschaften der Frauen in Neu-Delhi 2023.
Zur Klarstellung

Lin Yu-ting hat gegen die Entscheidung der IBA keinen Einspruch beim Court of Arbitration for Sport (CAS) eingelegt, so dass die Entscheidung rechtskräftig ist.
Imane Khelif legte zunächst beim CAS Berufung gegen die Entscheidung ein, zog diese aber im Laufe des Verfahrens zurück, wodurch die IBA-Entscheidung ebenfalls rechtsverbindlich wurde.
Unsere Ausschüsse haben die Entscheidung, die während der Weltmeisterschaften getroffen wurde, eingehend geprüft und befürwortet. Die IBA setzt sich weiterhin für faire Wettkämpfe bei all unseren Veranstaltungen ein. Wir sind jedoch besorgt über die uneinheitliche Anwendung der Zulassungskriterien durch andere Sportorganisationen, einschließlich derjenigen, die die Olympischen Spiele beaufsichtigen. Die abweichenden Regelungen des IOC in diesen Angelegenheiten, in die die IBA nicht involviert ist, werfen ernsthafte Fragen sowohl zur Fairness im Wettbewerb als auch zur Sicherheit der Athleten auf.

Um zu klären, warum das IOC Athleten mit Wettbewerbsvorteilen erlaubt, an ihren Veranstaltungen teilzunehmen, bitten wir interessierte Parteien dringend, sich direkt an das IOC zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen,

Internationaler Boxsport“


Am morgigen Freitagnachmittag wird Lin Yu-ting gegen Sitori Turdibekowa im Achtelfinale in der Klasse Federgewicht der Frauen antreten.

Bildquellen

  • Paris, Eiffelturm: Pete Linforth/Pixabay