
Sonderpreis des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens für die 103-Jährige
Am Freitagmorgen, dem 4. April, trugen sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ins Goldene Buch der Stadt Münster ein. Oberbürgermeister Markus Lewe empfing die beiden im Friedenssaal des Historischen Rathauses. Im Anschluss überreichte Steinmeier der 103-Jährigen den erstmals verliehenen Sonderpreis des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens.
„Sie helfen uns nicht nur, uns zu erinnern. Sie zeigen auf, was Deutschland vor 1933 in den Abgrund stürzte“, betonte Steinmeier in seiner Laudatio. „Unermüdlich – auch jenseits der hundert – besuchen Sie Schulen, sprechen mit Jugendlichen und setzen sich täglich für Ihre Mission des ‚Nie wieder!‘ ein. Dafür, liebe Frau Friedländer, gebührt Ihnen unser aller Dank und unsere tiefste Hochachtung!“
„Ich empfinde große Freude und Ehre, diesen besonderen Preis entgegenzunehmen. Dass meine Worte hier in Münster so viel Anerkennung finden, berührt mich zutiefst“, sagte Friedländer in ihrer Dankesrede.
Auch Oberbürgermeister Lewe würdigte ihr Lebenswerk beim Empfang im Friedenssaal. „Mit dem Sonderpreis ehrt die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) ein außergewöhnliches Engagement“, erklärte er. „Margot Friedländer steht eindrucksvoll für gelebte Erinnerungskultur und einen unermüdlichen Einsatz für Menschlichkeit und Versöhnung. Diese Auszeichnung ist ein starkes Zeichen gegen das Vergessen.“
Die 1921 in Berlin geborene Friedländer überlebte als einzige ihrer Familie den nationalsozialistischen Terror. Nach über sechs Jahrzehnten im US-amerikanischen Exil kehrte sie 2008 in ihre deutsche Heimat zurück.
Als Zeitzeugin hält sie die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten lebendig und setzt sich mit klarer Stimme für Menschlichkeit und Toleranz ein. „Seid Menschen! Das ist meine Botschaft – eine Botschaft, die über Zeit und Grenzen hinweg Bestand hat“, betonte sie. „Ich spreche nicht nur für die sechs Millionen ermordeten Juden, sondern für alle, die unschuldig ihr Leben verloren.“

Konferenzteilnehmer im Goldenen Buch
Neben Steinmeier und Friedländer verewigten sich am Freitagmorgen auch Peer Steinbrück, ehemaliger NRW-Ministerpräsident und Bundesfinanzminister, die früheren Außenminister Jean Asselborn (Luxemburg) und Joschka Fischer sowie Dr. Reinhard Zinkann, Vorsitzender der WWL, im Goldenen Buch der Stadt.
Die WWL organisiert die Westfälische Friedenskonferenz, die nach 2023 zum zweiten Mal in Münster stattfindet. In diesem Jahr hat Peer Steinbrück die politische Leitung der Konferenz übernommen, die noch bis 18 Uhr im Rathaus tagte.
„Ich freue mich, dass Sie hier in Münster erneut kluge Köpfe aus aller Welt versammelt haben, um über Wege zum Frieden zu beraten“, sagte Lewe an die WWL gewandt. Die Gesellschaft verleiht seit 1998 den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für den Frieden einsetzen, und organisiert neben der Preisverleihung die Friedenskonferenz.
Bildquellen
- MS_Frieden T: Stadt Münster
- MS Frieden 2: Stadt Münster