Quo vadis Osnabrück?

Das Osnabrücker Rathaus

Ein Kommentar von Herausgeberin Bianka Specker

Was macht Osnabrück aus?

Das kürzlich im Osnabrücker Rat vorgestellte Ergebnis der Beratungsfirma Cima für ein Standortmarketingkonzept zeigte auf, dass Osnabrück eine bessere Imagebildung braucht.

Bei Befragungen stellte sich heraus, dass viele Menschen nicht sagen konnten, warum sie gerade in Osnabrück ihren Einkauf tätigen bzw. was Osnabrück besonders macht.

Figuren am Rathaus Osnabrück

Ein Image ist für ein gelungenes Marketing wichtig, ohne dem geht es nicht. Dazu braucht es aber seitens aller Beteiligten der Stadt eine klare Positionierung.

Es ist aus vielen Gründen nötig, dass der Handel und die Wirtschaft gestärkt wird, denn nur so gelangen wertvolle Steuergelder und damit Gestaltungsmöglichkeiten in die Stadtkasse. Die Beantragung von Fördergeldern, die Abhängigkeit von den Voraussetzungen dieser Auszahlungen, führten zuletzt zu Planungsänderungen beim Schloßbrunnen. Wie schön wäre es doch, wenn Osnabrück bauen könnte, wie es sinnig wäre, anstatt aufgrund fehlenden Geldes ständig Kompromisse einzugehen?

Kompromisse erzeugen kein starkes Image. Sie wirken halbherzig und hilflos. „Es ging ja nicht anders.“ Unabhängigkeit ist die Lösung.

Unabhängigkeit

Sie wird nur erreicht, wenn das Geld in der Stadtkasse nicht für unsinnige Prestigeobjekte verpulvert wird. Diese Prestigeobjekte, in denen Osnabrück die Vorreiterrolle einnehmen sollte, wurden zu einer gewaltigen Blamage mit bundesweiter Aufmerksamkeit. Sie führten nicht nur zur Blamage, sondern zogen auch den Zorn der Bürger der Stadt herauf. Der Bürger ist nicht nur Stimmvieh, welches alle paar Jahre zur Wahlurne gebeten wird. Dazu gehört auch, dass Bürger gehört werden sollten und nicht gezwungen werden, den Klageweg zu beschreiten – ein Miteinander fordert auch den Willen der Stadt sich dem zu öffnen. Die Klagen mögen die Stadt nicht anfichten, aber dem Image fügt es immensen Schaden zu.

Bürger sorgen für das Image der Stadt- „Ich komm´zum Glück aus Osnabrück“ läßt sich nur vermarkten, wenn es den Tatsachen entspricht. Zufriedene Bürger sind auch zufriedene Kunden und zu mehr Engagement für die Stadt bereit. Es muss eine Identifizierung stattfinden können.

Identifizierung

Diese Identifizierung mit der Stadt wird aber zunehmend auf die Probe gestellt. Nicht zuletzt durch die Handhabe in der Causa Dominikanerkloster. Es spricht so vieles dagegen, dort zu bauen und trotzdem wird daran festgehalten. „Die Verwaltung möchte später nach Beratungen und vernünftigen Überlegungen wieder eine Vorlage einbringen“, hieß es gestern.

Vernünftig kann es nicht sein. Es kann dem Bürger nicht vermittelt werden, dass hier ca. eine halbe Million Euro Kosten veranschlagt werden, bevor der erste Stein gesetzt wird. Es kann dem Bürger in der Stadt nicht vermittelt werden, das hier im Herzen der Stadt und auf einem noch nie bebauten Gelände plötzlich ein Verwaltungsbau mit oder ohne Wohnungen entstehen soll. Anwohner wird verwehrt, ein weiteres Geschoss draufzusetzen, aber so einen fünfstöckigen Riesenbau genehmigt die Stadt sich gern selbst? Das ist die Sache mit dem Wasser predigen und Wein trinken…das ist dem aufgeklärten und intelligenten Bürger nicht mehr vermittelbar.

Der Erhalt einen grünen Oase

Der wichtigste Punkt jedoch scheint die Erhaltung der Natur für ein gesundes Stadtklima zu sein. Die teils über 60 Jahre alten Bäume, so wusste eine Anwohnerin zu berichten, könnten nicht irgendwo anders kompensiert werden. Hier und dort an der Stelle, inmitten der Betonbauten der Altstadt, sorgen sie für ein kühleres Klima wie Bilder und Studien von Fachleuten belegen.

Die wichtigsten Daten und Wissensgrundlagen sowie darauf basierender Strategien und Maßnahmen wurden 2016/2017 im Rahmen eines Klimaanpassungskonzeptes inklusive eines aktualisierten Stadtklimagutachtens zusammengefasst bzw. erarbeitet:

https://www.osnabrueck.de/stadtklima/

http://geo.osnabrueck.de/stadtklima/?i=map

Die Sommerhitze in der Stadt

In diesem Sommer suchten Menschen in der Stadt dringend nach einem kühlen Aufenthaltsort. Das Bistum Osnabrück hatte Menschen in ihre Kirchen eingeladen, um Schutz vor der Hitze zu suchen.

Das Klimagutachten der Stadt Osnabrück

Das oben verlinkte Klimagutachten ist aus zweierlei Hinsicht wichtig für Osnabrück: sie zeigt Möglichkeiten zum Klimaschutz auf. Zum anderen soll zur Sicherung und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität durch frühzeitige Berücksichtigung klimatischer Veränderungen beigetragen werden. Das heißt, neben dem Klimaschutz müssen wir jetzt schon an die Zukunft denken. Es muss dringend daran gearbeitet werden, sich den Folgen des zukünftigen Klimawandels anzupassen.

Um es salopp zu formulieren: eine Fontäne im Schlosspark wird nicht ausreichen, den Menschen in der Stadt Kühle zu verschaffen. Abgesehen davon ist fraglich, wie bei dem Schlossfontänenspiel verfahren wird, wenn bei der Hitze wieder Wasserknappheit herrscht.

Es sagt eigentlich schon der gesunde Menschenverstand, dass schon keine Nahverdichtung mehr stattfinden darf, auch Bauen in der Höhe ist dem Klima nicht zuträglich.

Eine dichte Bebauung, reduzierte Vegetation, Luftschadstoffe und Emissionen führen zu einer höheren Durchschnittstemperatur, schlechteren Durchlüftung und damit zu einer höheren Schadstoffkonzentration.

Es müssen alternative Lösungen gefunden werden und vor allem die Klimaexperten der Stadt gehört werden. Wie die erfolgreiche Klage gegen die Neumarktsperrung zeigte, ist den Gerichten der Umweltschutzgedanke und die Gesundheit der Bürger wichtig. Will die Stadt immer erst den Klageweg beschreiten? Das bedeutet auch Stillstand.

Zum Glück aus Osnabrück

Osnabrücker Marktplatz im Herzen der Stadt

Ein gutes Stadtklima ist die Grundlage für gesunde Menschen, Flora und Fauna. Ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor zum Glücklichsein.

Aber es gibt auch weiche Standortfaktoren, die nicht zu vernachlässigen sind wie das Theater, die Museen, die Kultur: das Aussehen der Stadt. Attraktivität und Kultur, darauf könnte Osnabrück aufbauen. Es ist nicht nur der Gewerbesteuerhebesatz, der Gewerbe ansiedelt, sondern das Gesamtpaket macht es. Wie Burkhard Jasper ist einer Rede im Rathaus betonte, sind das nicht zu unterschätzende, weiche Standortfaktoren.

Potential für eine attraktive Innenstadt bietet Plan B am Neumarkt, wir hatten ausführlich darüber berichtet:

https://oskurier.de/2019/08/zukunft-des-neumarkt-und-johannisstrasse/

Aber auch die Fläche am Dominikanerkloster bietet nach Auskunft von Ralph Lübbe erhebliches Potential. Dort soll eine Turmhügelburg unter dem Asphalt versteckt sein. Was wäre Osnabrück ohne Geschichte als Friedensstadt und bedeutenden historischen Gebäuden der Vergangenheit? Das Rathaus, der Dom, die Marienkirche, das Heger Tor und vielleicht liegt dort in der Nähe ein kleiner historischer Schatz der Stadtgeschichte?

Die alte Stadtwaage

Fazit

Osnabrück muss seine eigene Positionierung finden und ausbauen. Die Schönheit und die Bedeutung der Stadt sollte sichtbar gemacht werden, Potential ist genügend vorhanden. Weniger taktierende Politik, mehr gesunder Menschenverstand für ein lebens- und liebenswertes Osnabrück hat die Stadt dringend nötig.

Es ist Zeit, die Stärken zu nutzen.

Bildquellen

  • Figuren am Rathaus: Bianka Specker
  • Marktplatz: Bianka Specker
  • Alte Stadtwaage: Bianka Specker