Zoo Osnabrück trauert um Schimpansenweibchen

Schimpansenweibchen Lady lebte seit 32 Jahren am Schölerberg und war lange Zeit das Alphaweibchen der Gruppe.

Abschied von 50 Jahre alter „Lady“

Am vergangenen Montagvormittag mussten die Zoomitarbeiter Abschied nehmen vom 50 Jahre alten Schimpansenweibchen Lady. Der betagte Menschenaffe lebte seit 32 Jahren in Osnabrück. 

Eine schwere Aufgabe stand den Mitarbeitern des Zoo Osnabrück am vergangenen Montagvormittag bevor: Es hieß Abschied nehmen von Schimpansenweibchen Lady.

„Schon seit längerem merkte man ihr ihr hohes Alter an. Sie wurde immer langsamer und bewegte sich sehr schwerfällig. Deswegen war sie in den letzten Jahren bereits unter verstärkter tierärztlicher Beobachtung“, berichtete Zootierarzt Thomas Scheibe.

Seit dem Sommer habe sie immer wieder gesundheitliche Probleme gehabt. „Letztendlich baute Lady körperlich dann sehr stark ab und lag Sonntag bereits abseits der Gruppe und wirkte schwach. Da sich ihr Zustand nicht verbesserte, entschlossen wir uns Montagmorgen schweren Herzens, das Schimpansenweibchen einzuschläfern, um ihr unnötiges Leiden zu ersparen.“

Mit 50 Jahren hatte Lady bereits ein stattliches Alter erreicht. In der Wildbahn werden Schimpansen etwa 30 bis 40 Jahre alt, in menschlicher Obhut mit etwa 50 Jahren deutlich älter. „Ihre Haut und ihr Haarkleid befanden sich in einem guten Zustand, das ist erstmal ein sehr gutes Zeichen. Allerdings zeigte sie mit ihrem hohen Alter auch deutliche Altersanzeichen wie Gelenk- und Gebissverschleiße“, so Scheibe. Die Tiere des Zoo Osnabrück werden nach ihrem Tod pathologisch untersucht und die ersten Befunde der pathologischen Untersuchung von Lady unterstreichen die Einschätzung des Teams über den gesundheitlichen Zustand der Schimpansin.  

Auch Schimpansengruppe verabschiedete sich

Lady lebte seit 32 Jahren am Schölerberg. Die Tiere im Zoo Osnabrück werden teilweise ihr Leben lang von den gleichen Tierpflegern begleitet, wodurch auf beiden Seiten eine enge Bindung entsteht.

„Für alle von uns war der Abschied sehr schwer.

Solche Entscheidungen sind nicht leicht zu treffen und wir tauschen uns dann intensiv aus. Aber wir haben schließlich die Verantwortung, dass die Tiere in diesen Situationen nicht unnötig leiden müssen“, so Scheibe weiter. In derartige Entscheidungen sind Tierarzt und wissenschaftliche Kuratoren sowie die zuständigen Revierleiter und Tierpfleger involviert. 

Da Schimpansen in komplexen sozialen Gruppengefügen leben, war es für Ladys Artgenossen wichtig, sich von ihrem langjährigen Alphaweibchen zu verabschieden. Die Tierpfleger ermöglichten ihnen, in einem für Besucher nicht einsehbaren Bereich Abschied zu nehmen, was die Schimpansengruppe auch nutzte. Vor allem Tisa, Ladys 17-jährige Tochter, aber auch die anderen Schimpansen gingen zu ihr, berührten den toten Körper und blieben einige Zeit sehr ruhig bei ihr.  

Derzeit leben noch acht Westafrikanische Schimpansen im Zoo Osnabrück: Vanessa (36 J.), Vakanga (24 J.), Buba (17 Jahre), Tisa (17 J.)  Amelie (11 Jahre), Helmut (5 J.), Tamika (5 J.) und Mshangao (3 Monate).

Wissenswertes zum Schimpansen (Pan troglodytes)

Schimpansen leben in Zentral- und Westafrika in Berg- und Trockenwäldern sowie in der Savanne. Sie haben eine Standhöhe von bis zu 140 Zentimeter und wiegen zwischen 30 und 65 Kilogramm. Sie sind Allesfresser und ernähren sich von Blättern, Knospen, Früchten und Fleisch. Schimpansen sind gute Kletterer. Mit Vorliebe laufen sie auf allen Vieren, wobei sie sich auf den Fingerknöcheln abstützen. Sie leben im Familienverband, in dem es sehr temperamentvoll zugeht. Die Freude am Spiel und an harmlosen Neckereien ist stark ausgeprägt. Als Hordenführer fühlt sich das Männchen für den Schutz der Seinen verantwortlich. Schimpansen eignen sich nicht nur sehr schnell einen großen Erfahrungsschatz an, sie sind auch ausgezeichnete Beobachter und Künstler in der Herstellung selbst gefertigter Werkzeuge. Der Westafrikanische Schimpanse ist eine der vier Unterarten der Schimpansen. Sie sind unmittelbar vom Aussterben bedroht aufgrund von Wilderei, Jagd, Regenwaldzerstörung und der landwirtschaftlichen Entwicklung. Von den Westafrikanischen Schimpansen gibt es noch 15.000 bis 20.000 Tiere in der Wildbahn.

Bildquellen