Oberbürgermeister setzt sich für Öffnung des Zoos ein

Gemeinsam besichtigten Zoopräsident Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Zoogeschäftsführer Andreas Busemann und Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück Wolfgang Griesert die Baustelle der Löwenanlage und sprachen über die aktuell aufgrund der Corona-Krise ernste finanzielle Lage des Zoo Osnabrück. (v.l.n.r.)

Wolfgang Griesert informiert sich über Baumaßnahmen und appelliert an Landesregierung

Die Stadt Osnabrück wird weiterhin alle Spenden an den Zoo Osnabrück bis zu einem Gesamtbetrag von 1 Million Euro verdoppeln. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert besuchte am gestrigen Donnerstag den wegen Corona geschlossenen Zoo, um sich vor Ort einen Überblick über die aktuelle Situation des Zoos zu verschaffen. Dieser ist weiterhin geschlossen und wegen der hohen laufenden Kosten auf Spenden angewiesen. Gleichzeitig läuft die Erweiterung des Löwengeheges und des Höhenpfades. 

„Uns haben viele Spenden erreicht, die uns durch die letzten Wochen geholfen haben und wir danken allen für ihre großartige Unterstützung. Leider bleibt es aber schwierig im Zoo. Wir haben weiterhin geschlossen und gehen davon aus, dass auch nach der Öffnung nur wenige Besucher kommen werden“, berichtete Dr. E.h. Fritz Brickwedde, Präsident der Zoogesellschaft Osnabrück e.V., beim Besuch des Oberbürgermeisters. „Diese Erfahrung haben wir nach der ‚Maul- und Klauenseuche‘ Anfang der 2000er gemacht. Die Menschen sind verunsichert und haben Angst sich zu infizieren.

Da auch nach der Öffnung nicht so viele Besucher kommen können wie früher, werden wir sicherlich bis Ende des Jahres auf Unterstützung angewiesen sein. Zum Herbst werden wir aber mit der vergrößerten Löwenanlage auch einen neuen Besuchermagneten haben.“

Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, ebenfalls Mitglied des Aufsichtsrates der Zoo Osnabrück gGmbH, besprach bei seinem Besuch im Zoo mit dem Zoopräsident und dem Geschäftsführer Andreas Busemann die aktuellen Zahlen und Entwicklungen.

„Zunächst einmal ist es einfach unglaublich, was die Mitarbeiter hier in der kurzen Zeit mit der Spendenkampagne auf die Beine gestellt haben. In allen Bereichen, ob Tierpflege, Handwerk oder Verwaltung, tun die Mitarbeiter alles, um den Zoo gut durch die Krise zu steuern. Und wir alle wissen, hier arbeitet nur ein sehr kleines Team“, bedankte sich Griesert. Das Zoo-Team hatte die Homepage in einer Hau-Ruck-Aktion in eine Spendenplattform verwandelt: Mit Retter-Jahreskarten, Online-Spenden, Tierpatenschaften, Retter-T-Shirts und -Bechern können Tierfreunde den Zoo auf www.zoo-osnabrueck.de ganz leicht unterstützen. Als Dankeschön warten exklusive und aktuelle Zoo-Videos der Tierpfleger sowie Dankes-Events. 

Stadt lässt Zoo nicht im Stich

Mit der Verdoppelung aller Spenden durch die Stadt sowie Spenden und Aktionen von Privatpersonen und Unternehmen kamen so in den letzten Wochen seit der Zoo-Schließung am 16. März 360.000 Euro zusammen.

„Dazu muss man wissen: Die Versorgung unserer Tiere kostet im Monat 290.000 Euro, der Sach- und Personalaufwand beläuft sich auf monatlich 500.000 Euro.

Im April vergangenen Jahres haben wir über 1 Million Euro durch Eintrittsgelder eingenommen, in diesem Jahr seit Mitte März nichts. Und wir brauchen diese größeren Einnahmen in den Frühlingsmonaten, um auch durch besuchsärmere Monate wie im Winter zu kommen“, erläutert Geschäftsführer Busemann.

Da der Zoo sich zu 75 Prozent aus Eintrittsgeldern finanziert und kaum kommunale Unterstützung bekommt – anders als die meisten Zoos –, ist die Situation für ihn besonders schwerwiegend. Damit der Zoo nicht in Schieflage gerät und die Tiere weiterhin versorgt werden können, brachte Oberbürgermeister Griesert eine gute Botschaft mit in den Zoo:

„Bislang war die Verdoppelung der Spenden durch die Stadt bis zum 21. April beschränkt. Aber wir werden die Spenden nun bis zum Ende des Jahres verdoppeln. Wir lassen unseren Zoo, seine Tiere und seine Mitarbeiter nicht im Stich. Schließlich wollen wir auch nach Corona unseren tollen Zoo besuchen.“

Griesert kündigte auch einen Appell an die Landesregierung an: „Ich bitte das Land Niedersachsen, dass Zoos wieder öffnen dürfen. Als Erholungsort ist der Zoo Osnabrück sehr wichtig und die Flächen sind groß genug, dass sich Besucher – unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen – dort bewegen können.“

Insgesamt misst der Zoo Osnabrück 23,5 Hektar und verfügt über 8 Kilometer Gesamtlänge an Besucherwegen, die mindestens 2,5 Meter, in wesentlichen Bereichen über 4 Meter breit sind. „Auch wenn die Tierhäuser vielleicht nicht im ersten Schritt geöffnet werden können, wäre ein kontrollierter Zugang zumindest für Notgruppen der Kinderbetreuung und für Familien, die zusammen in einer Wohnung leben, in Niedersachsen als nächster Schritt überfällig. Es ist kaum zu vermitteln, dass Baumärkte und Tierbedarfsgeschäfte öffnen dürfen, Tiergärten unter freiem Himmel aber in Niedersachsen immer noch nicht“, so Oberbürgermeister Griesert. 

Nationaler Hilferuf der Zoos – bislang kaum Soforthilfe

Nicht nur in Osnabrück, auch deutschlandweit spitzt sich die Lage der Zoos zu, wie der Verband der Zoologischen Gärten berichtet. Nach den ersten Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen haben nur wenige Bundesländer entschieden, Zoos und Tierparks ab dem 19. April wieder zu öffnen.

„Nach dieser langen Schließzeit begrüßen wir es natürlich außerordentlich, dass jetzt zumindest die Zoos in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz wieder öffnen durften“, sagt der Präsident des Verbandes Jörg Junhold. „Für alle anderen ist neben den fehlenden Einnahmen vor allem der fehlende verbindliche Zeitplan für eine Öffnung das größte Problem. Bei allem notwendigen Schutz der Bevölkerung muss ein konkreter Plan her, wie die Zoos unter Auflagen wieder Besuchereinnahmen generieren können, um die seit mehr als vier Wochen laufenden Kosten für unseren wertvollen Tierbestand, das Personal und das Futter zu finanzieren“, sagt Junhold. „Wir können nicht einfach abschließen und abwarten.“

Ende März hatte der Verband unter anderem die Bundeskanzlerin mit der Bitte um ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro angeschrieben. Allerdings ist das Schreiben bisher größtenteils unbeantwortet geblieben und die bisher eingerichteten Rettungsschirme der Bundesregierung sind für die Zoos weitgehend nicht nutzbar. 

Der Verband der Zoologischen Gärten, die Deutsche Tierpark-Gesellschaft und der Deutsche Wildgehege-Verband unterstützen daher die Initiativen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein und appellieren noch einmal dringend an die Bundesregierung und die Bundesländer, ein Soforthilfeprogramm für alle Zoos und Tierparks aufzulegen. Mecklenburg-Vorpommern beabsichtigt, den Zoos des Landes größere Teile ihrer monatlichen Fixkosten zu erstatten. Auch in Schleswig-Holstein besteht seit dieser Woche die Möglichkeit für Tiergärten und -parks, Anträge auf Soforthilfe zu stellen. „Das sind gute Nachrichten, für die wir dankbar sind. Diese Maßnahmen könnten bundesweit als Vorlage dienen. Ich kann nur die absolute Dringlichkeit betonen“, sagt Verbandspräsident Junhold.

„Unser Spielraum wird jeden Tag kleiner. Wir benötigen eine Planungsperspektive und finanzielle Unterstützung.“

Über den VdZ 

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. mit Sitz in Berlin ist die führende Vereinigung wissenschaftlich geleiteter Zoologischer Gärten mit Wirkungsschwerpunkt im deutschsprachigen Raum. Der 1887 gegründete VdZ ist der weltweit älteste Zoo-Verband und gab den Anstoß zur Gründung des Weltzooverbandes (WAZA). Aktuell gehören zum VdZ 71 Mitgliedszoos in Deutschland, Schweiz, Österreich und Spanien.

Über den Zoo Osnabrück

Der Zoo Osnabrück wurde 1935 als Arbeitsgemeinschaft Heimattiergarten von Osnabrücker Bürgern gegründet und bereits 1936 als Heimattiergarten eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Heimattiergarten größtenteils zerstört, doch anschließend verfolgten die Osnabrücker weiterhin ihr Ziel, für die Stadt einen Zoo zu schaffen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich der Heimattiergarten zum Tiergarten und schließlich zum zoologischen Garten. Heute beherbergt der Zoo auf 23,5 Hektar 2.238 Tiere aus 292 Arten.

Neueste Erlebniswelten sind der Unterirdische Zoo (2009), die afrikanische Erlebniswelt „Takamanda“ (2010), die nordische Tierwelt „Kajanaland“ (2011) und der Affentempel „Angkor Wat“ (2012). 2014 wurde der Tigertempelgarten im Bereich „Angkor Wat“ eröffnet. Als dritter Bestandteil wurde im Herbst 2017 der „Orang-Utan Dschungeltempel“ in diesem Bereich fertig gestellt. Im Oktober 2018 neu hinzugekommen ist die nordamerikanische Tierwelt „Manitoba“ mit u.a. Hudson Bay-Wölfen, Schwarzbären, Waldbisons, Stinktieren und Kanadischen Bibern. 2019 besuchten den Zoo Osnabrück 1.050.000 Besucher.

Bildquellen