Wildtierverluste bei der Frühjahrsmahd vermeiden

Erfolgreiche Rettung: diese zwei Rehkitze wurden sehr vorsichtig in mit Gras gepolsterten Körben zur Seite getragen, wo die Ricke sie später wiederfand.

Eine Pressemitteilung der Jägerschaft OS-Stadt

Deutschlandweit sind von April bis Juni viele Retter unterwegs, die möglichst viele Wildtiere, insbesondere Rehkitze, vor dem Mähtod retten wollen. Laut deutscher Wildtier-Stiftung sterben jährlich bis zu 500 000 Wildtiere auf grausame Weise durch landwirtschaftliche Mähmaschine sowie anderen Erntegeräten. Die größten Verluste sind ab April/Mai bei der Grasmahd zu beklagen, insbesondere bei frisch gesetzten Kitzen, Feldhasen und Bodenbrütern.

Die Jägerschaft OS-Stadt hat auf ihrer Homepage eine Liste für den Großraum Osnabrück mit ehrenamtlichen Helfern veröffentlicht, die Jäger und Landwirte bei der beginnenden Frühjahrsmahd unterstützen wollen.

Durch den Einsatz immer schneller werdender Mähwerke erhöht sich das Risiko des Mähtodes sehr. Die „geschnetzelten“ Wildtier-Kadaver im Heu und in der Silage können für Nutztiere in der Landwirtschaft auch eine große Gefahr bedeuten wegen der unter bestimmten Bedingungen, wie Temperatur und Feuchtigkeit, entstehenden Botulismus-Toxine. Diese Toxine sind hochgiftig und können bereits in kleinsten Dosen zu Lähmungen der Zwischenrippen-Muskulatur und innerhalb kurzer Zeit zum Erstickungstod führen.

Die meisten Erkrankungen verlaufen leider tödlich.

Ab Ende April fallen wieder zwei Termine zusammen, die in ihrer Kombination für das heimische Wild ein hohes Risiko bedeuten: wenn jetzt die Frühjahrs-Mahd/-Ernte beginnt, gleicht die Natur einer einzigen Kinderstube – viele heimische Wildtiere haben jetzt Nachwuchs, der bei den hochtechnisierten Mähmethoden häufig keine Chance hat. Höchste Zeit für Landwirte und Jäger, Erntetermine und Wildrettungsaktionen möglichst gut miteinander abzustimmen. Darauf weist heute die Jägerschaft Osnabrück-Stadt hin.

Jäger und Landwirte im Einsatz für die Natur

Vielerorts arbeiten Jäger und Landwirte in Sachen Wildtier-Rettung bereits erfolgreich zusammen: dieser angewandte Naturschutz rettet jedes Jahr sehr vielen Tieren das Leben. Ob Junghase, Rehkitz oder Wiesenbrüternachwuchs, das Kernproblem ist die instinkthafte Reaktion der Wildtiere, sich bei Gefahr an den Boden zu drücken und sich auf die Tarnung zu verlassen. Dieses Prinzip funktioniert als Schutz gegen Fressfeinde, beim nahenden Kreiselmäher endet es aber leider meist tödlich, so die Osnabrücker Jägerschaft.

Um möglichst viele Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren, werden die örtlichen Jäger und Helfer mit einer Reihe von Präventionsmaßnahmen aktiv: am Vortag bzw. vor dem Mähen werden die Wiesen abgesucht mittels Personenketten mit Hunden und – seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit „Hightech“: kleine Hubschrauber, Kopter genannt, mit Wärmebildkamera können in kürzester Zeit die Wiesen abfliegen und das Kitz oder auch Gelege mit einer Genauigkeit von +-1m orten.

Auch sogenannte „Vergrämungsmaßnahmen“ werden angewandt: Mülltüten, Radios, flackernde Blinklichter et cetera am Tag vor dem Mähen sollen bewirken, dass die Elterntiere ihre Jungen aus den Wiesen führen.

Entdeckte Rehkitze müssen sehr vorsichtig in mit Gras gepolsterten Körben zur Seite getragen werden, wo die Ricke sie später wiederfindet. Auch die Landwirte können ihren Beitrag leisten. Angesichts der hochtechnisierten Mähverfahren mit Mähbreiten mit mehr als 10 Meter und einer Mähgeschwindigkeit von bis zu 20 Kilometer pro Stunde ist das Mähverfahren von großer Bedeutung: von innen nach außen Mähen bedeutet keinen zeitlichen Mehraufwand, bietet den Tieren aber Fluchtmöglichkeiten, so dass sie sich noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone retten können.

Jungtiere keinesfalls streicheln oder anfassen

Spaziergänger, die Jungtiere entdecken, sollen diese keinesfalls streicheln oder anfassen, auch wenn der Nachwuchs scheinbar verlassen wirkt. Die Jungen den Tag über allein zu lassen, ist bei Wildtieren wie Hase, Reh u.a. Teil der Überlebensstrategie. Gut getarnt und geruchlos ist der Nachwuchs für natürliche Fressfeinde wie den Fuchs kaum zu entdecken. Werden sie von Menschen berührt, nehmen sie dessen Geruch an, so dass die Elterntiere abgeschreckt und die Jungtiere dann tatsächlich zu Waisen werden.

Darüber hinaus appelliert die Jägerschaft an alle Hundebesitzer, insbesondere in dieser Zeit – der Brut- und Setz- Zeit vom 1.4. bis 15.7. – ihre Lieblinge in der freien Natur an die Leine zu nehmen zum Schutz der trächtigen Tiermütter und des Wildtier-Nachwuchses. Die Liste „Rehkitz-Rettung 2020“ in der Homepage der Jägerschaft enthält die Namen von 7 ehrenamtlichen, fliegenden Rehkitzrettern (mit Kopter und Kamera) und 7 ehrenamtlichen Einzelpersonen, die für Rettungsaktionen angefordert werden können.

Informationen zur Jägerschaft Osnabrück-Stadt finden Sie unter folgendem Link:

https://www.ljn.de/jaegerschaften/osnabrueckstadt/