Kostenlose Corona Schnelltests in Osnabrück – ein erstes Fazit

Das Schnelltestzentrum an der Hansastraße-

Ein Kommentar von Raphael Tone

Seit Anfang der Woche haben die Osnabrücker Bürger auf Initiative der Stadt Osnabrück die Möglichkeit, sich an zwei Standorten kostenlos auf eine Infektion mit dem Corona Virus testen zu lassen. Das Angebot richtet sich vornehmlich an Personen, die beruflich bedingt einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind sowie auch an Schüler der Abschlussklassen, der Oskurier berichtete hier ausführlich darüber.

Am 09.02.21 hatte der CDU dominierte Verwaltungsausschuss die Mittel für die Durchführung der kostenlosen Tests bewilligt. Bereits 3 Tage später teilte die Stadt in einer Pressemitteilung mit, zwei private Partner für die Durchführung der Tests gefunden zu haben, die osna.com GmbH und die ITB Trade GmbH. Die Geschäftsführer der beiden Firmen sind der Osnabrücker CDU nicht unbekannt, auf Nachfrage teilte das Presseamt mit, die Vergabe des Auftrags sei selbstverständlich ohne Beeinflussung und nach den aktuell gültigen Vergaberichtlinien getroffen worden.

Ein paar Bauzäune, ein mobiles Klo und ein Zelt. Unmöglich für die Stadt Osnabrück?

Die Sitzungsprotokolle des Verwaltungsausschusses sind ebensowenig öffentlich zugänglich wie die Sitzungen selbst, so bleibt es lediglich löblich hervorzuheben, dass hier im Gegensatz zu anderen Entscheidungen offenbar fraktionsübergreifend schnell eine von allen Fraktionen getragene Entscheidung getroffen wurde, für die sich die CDU auf ihrer Webseite noch einmal ausdrücklich selbst lobte.

Nach dem medienwirksam vollzogenen Start des Angebots am 15.02.2021 (neben dem Öffentlichen-Rechtlichen Fernsehen war auch ein Privatsender anwesend), zog die Stadt in einer Pressemitteilung bereits am Montag eine positive Bilanz und sprach von großer Resonanz seitens der Osnabrücker Bürger. 

Offen bleibt indes die Frage, warum die Stadt nicht auch ihr eigenes Testzentrum mit in diese Aktion eingebunden hat, ging es nach Auskunft des Presseamts doch „…um die schnelle Schaffung einer Schnelltestungsmöglichkeit, die nur durch bereits eingerichtete Schnelltestzentren in der Kürze bereitgestellt werden konnte.“.

Die Betreiber der beiden Testzentren wird es jedenfalls freuen, nach Auskunft der Stadt Osnabrück erhalten sie für insgesamt bis zu 1.500 Tests/Woche eine Vergütung von 100.000 Euro, in den vorerst geplanten 4 Wochen kommt so also eine stolze Summe zusammen. Die Preise für „normale“ Tests liegen je nach Anbieter zwischen 30,- und 35,- Euro, die „Osnabrücker“ Tests liegen demnach bei 66 Euro, im Einkauf kostet so ein Schnelltest unter 5 Euro.

Es erscheint fragwürdig, wem diese Maßnahme tatsächlich helfen soll. Die Angebote sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schlecht erreichbar, die Öffnungszeiten beider Zentren liegen gerade für Abschlussklassen sehr ungünstig in den Vormittagsstunden, die Nachmittagszeiten dürften angesichts des um eine Stunde nach hinten verschobenen Schulanfangs ebenfalls wenig attraktiv sein.

Vor dem Hintergrund der Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, ab dem 01. März kostenlose Tests für alle Bürger in Testzentren, Praxen und Apotheken zur Verfügung zu stellen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um einen politischen Gefallen handelt. Auf der einen Seite unterstützt man ein mögliches Werbesprachrohr, auf der anderen Seite pflegt man eine bereits seit langem bestehende Beziehung, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. 

Die freigegebenen Mittel hätten auch für den Wähler von morgen verwendet werden können, so allerdings frieren die Abschlussklassen auf Beschluss des Rats bei geöffneten Fenstern, statt sich in gereinigter Luft auf ihre Klausuren konzentrieren zu können.

Corona, quo vadis?

Bildquellen

  • HP1: Bianka Specker
  • HP2: Bianka Specker