Osnabrücker Verkehrschaos II – Eine Nachlese mit Kommentar

Gestern nachmittag gegen 17 Uhr war der Radweg und die linke Abbiegespur für Autofahrer wieder frei. Auch die Fußgänger konnten wieder ihrer Wege gehen.

Nach unserem Artikel „Osnabrücker Verkehrschaos“, hatten wir das Presseamt der Stadt um Antworten gebeten, die wir auch erhielten.

Wir hatten festgestellt, dass die Baustelle am Rosenhof nicht mit Informationen beschildert war, der Rad und Fußgängerweg blockiert waren, ohne Ausweichmöglichkeiten, es wurden auch keine angezeigt. Wir fragten: „Wie lange ist die Baustelle geplant und ist es „normal“, dass die Radfahrer nun auf die Straße ausweichen müssen, ohne einen gesonderten Bereich zugewiesen zu bekommen?“

Die Antwort war:

„Hallo Frau Specker,

ein Kran war heute zwischen 9h und 15h im Einsatz. Angeordnet dafür war eine sogenannte Fußgänger-/Radfahrerschleuse.  Der Kran ist mittlerweile wieder abgebaut.  

Die Antwort erhielt ich aus dem Sekretariat FB Geodaten und Verkehrsanlagen der Stadt Osnabrück.

Ich war etwas überrascht, denn eine angeordnete Fußgänger-/Radfahrerschleuse gab es dort nicht. So eine Schleuse war mir von der Baustelle an der Dielingerstraße bekannt und hätte hier sicherlich die Sicherheit der Fußgänger und der Radfahrer signifikant erhöht. Es war ein fürchterliches Chaos. Der Rosenplatz ist ein belebter und stark befahrender Platz, ein kinderreiches Viertel mit einer Schule vor Ort. Nun mag man einwenden, es war gestern der erste Ferientag, doch sind gerade nun und bei gutem Wetter zahlreiche Kinder und Eltern mit ihrem Nachwuchs unterwegs. Abgesehen davon, sollte es nicht immer sicher sein, hier als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs zu sein? Gestern mussten sie auf die Fahrbahnen der Autos ausweichen.

Mit den Bildern und Szenen im Kopf, die ich dort erlebt hatte, teilte ich dem Presseamt mit, dass es eine solche Schleuse für Radfahrer und Fußgänger dort nicht gegeben hätte und hakte nach, ob solche Anordnungen nicht kontrolliert werden würden?

Ich erhielt folgende Antwort:

Hallo Frau Specker,

die Stadt erteilt pro Jahr ca. 800 Sperrgenehmigungen im Zusammenhang mit privaten und öffentlichen Baumaßnahmen.

Die Kontrolle der angeordneten Sperrungen erfolgt aufgrund der großen Anzahl der Genehmigungen nur stichprobenartig.

Im hier vorliegenden Fall hat keine Kontrolle stattgefunden.

Wenn so viele Sperrgenehmigungen erteilt werden müssen, also unglaublich viel Arbeit zu tun ist, die nicht bewältigt werden kann, dann ist es doch eigentlich üblich Prioritäten zu setzen. So kenne ich es aus der Wirtschaft. Es gibt auch so etwas wie eine Verantwortung des Fachbereichsleiters, hier Stadtbaurat Frank Otte. In der freien Wirtschaft muss auch mit einer Haftung gerechnet werden, im Falles eines Unglücks. Zum Glück gab es das nach meiner Erkenntnis nicht und soweit möchte ich hier nicht gehen.

Eine ganz andere Sache möchte ich klarstellen. Bei einer Baumaßnahme an einem der belebtesten und verkehrsreichsten Plätze Osnabrücks -dem Rosenplatz- ohnehin schon in normalen Zeiten unübersichtlich, keine kurze Kontrolle zu erheben, um die Sicherheit aller zu gewährleisten, ist fatal.

Der Rosenplatz, ohnehin kein Vorzeigeobjekt gelungner Verkehrs und Bauplanung, war wieder frei. Vorne rechts im Bild die Fahrbahnrisse und auch die Barken bei den Holzrampen sind zu erkennen.

Das Projekt Mobile Zukunft und die Ideen der Politiker für eine Vorzeigestadt in Sachen Radverkehr, die eine automobilfreie Zukunft vorhersehen, wird scheitern. Sie wird scheitern an diesen „kleinen“ Fauxpas, denn elementar wichtig bei diesem Vorhaben ist die Mitnahme der Bürger dieser Stadt, den Großen und den Kleinen.

Wer wird nach so einem Erlebnis noch Lust auf das Radfahren bekommen?

Die Niederländerin in mir sagt ganz klar- in Groningen, was so gerne als Vorzeigestadt herhalten muss, obwohl es in keiner Weise zum Vergleich mit dem Oberzentrum Osnabrück taugt- da wäre das nicht vorgekommen. Da ist entspanntes Radfahren möglich, da kümmert sich die Verwaltung um solche Dinge.

Warum solche eklatanten Fehler passieren, ist mir ein Rätsel. Wer das Radfahren dem Bürger schmackhaft machen möchte, der muss mehr Sorgfalt walten lassen. So wird das nichts, da wird auch der Rückbau von Straßen, Parkraum und Parkplätzen und die teilweise Umwidmung von Parkhäusern nicht zum Ziel führen.

Ausblick – Wird es besser?

Es steht zu befürchten, dass diese Art der Verkehrsplanung und Verkehrspolitik den Osnabrücker Bürgern erhalten bleibt. Die Wiederwahl des grünen Stadtbaurats Frank Otte durch den Osnabrücker Rat- sie fand wohl nicht ohne Grund in geheimer Wahl statt- ließ keine neuen Impulse für Osnabrück erwarten.

Der Stadtbaurat wurde am 22. September 2020 mit klarer Mehrheit der Ratsmitglieder für diesen Posten wiedergewählt. Für den Stadtvorstand für Bauen und Umwelt, Otte, begann die neue Amtszeit am 17. Juni 2021, die Amtszeit von Wahlbeamten endet gemäß der Kommunalverfassung grundsätzlich nach acht Jahren.

Das wäre im Fall Ottes im Jahre 2029- die Amtszeit kann jedoch früher enden, wenn die gesetzliche Altersgrenze erreicht ist, was bei Stadtbaurat Otte im Juni 2023 der Fall ist.

Zum ersten Artikel „Verkehrschaos in Osnabrück“

Bildquellen

  • OV3: Bianka Specker
  • OV: Bianka Specker