Ein Kommentar der Herausgeberin Bianka Specker
Es ist an der Zeit, zu dem Thema „Gendersprache“ Stellung zu nehmen und den Standpunkt der Redaktion des Oskurier darzulegen. Wir sind uns in diesem Punkt einig, was nicht immer der Fall ist. Es gibt oft leidenschaftliche Debatten, aber das Thema „Gendern“ war schnell abgehakt. Wir waren nach der Debatte eher entsetzt, welche weitreichenden negativen Folgen die Gendersprache haben wird.
Sternchen, BinnenI, Unterstrich oder Doppelpunkt?
Es ist auch unter den Verwendern der Gendersprache derzeit noch nicht ganz klar, was und wie gegendert werden soll.
Anfänglich wurden Nomen ins Visier genommen, der Bäcker, der Mieter und auf die unterschiedlichsten und abenteuerlichsten Arten zerlegt. Das Gendersternchen und der Unterstrich, der Schrägbindestrich und die Klammer sind wohl wegen der besseren Schreibbarkeit dem nun herrschenden Doppelpunkt gewichen. Das Doppelpunktzeichen ist auf der Tastatur in der Nähe der Satzzeichen leichter zu finden.
- Genderstern: Bäcker*in
- Schrägbindestrich: Bäcker/-in
- Klammer: Bäcker(in)
- BinnenI: BäckerIn
- Unterstrich („Gendergap“): Bäcker_in
- Doppelpunkt: Bäcker:in
- Doppelung: Bäcker und Bäckerinnen
- Partizipalform: Backende
Um die Lesbarkeit der Texte erträglich zu machen, sind die kreativen Sprachexperten dazu übergegangen, verschiedene Gendersymbole in einem Text zu verwenden. Derzeit aktuell ist der abwechselnde Gebrauch von „Doppelpunkt“ und „Doppelnennung“ im Text. So ist in einem Text von „Bürger und Bürgerinnen“ die Rede und auch von „Bürger:innen“.
Es fehlt noch die dritte Variante, die Studierenden, die Radfahrenden, die Partizipialform. Umschreibungen sind eine weitere Möglichkeit, laut Genderator würde es dann heißen: „im Fahrdienst tätige Person“.
Um noch konsequenter zu gendern, werden nun selbst Adjektive (grün:er, klein:er) und Pronomen (keiner, jeder) mit Doppelpunkt oder Sternchen versehen.
Und doch werden die meisten Texte nicht konsequent umformuliert, hin und wieder taucht ein generisches Maskulinum auf.
Wissen Sie, was mit „Anliegende“ gemeint sein könnte? Oder hätten Sie hinter der Beschreibung „im Fahrdienst tätige Person“ einen Radfahrer vermutet? Ohne Kontext ist es oft nicht möglich zu erahnen, was gemeint sein soll. Texte, bei denen nicht ohne Weiteres ersichtlich wird, was uns der Schreiber mitteilen möchte, landen bei uns in der Ablage „P“, im Papierkorb. Wir fragen nicht nach, was das bedeuten könnte, dafür haben wir schlicht keine Zeit.
WeNN die Gendersprache wichtiger ist als der Inhalt, Kann er nicht bedeutsam sein.
Bianka Specker, Gründerin & Herausgeberin des Oskurier
Das Leiden des generischen Maskulinum
„Frauen sind beim generischen Maskulinum nur „mitgemeint“, argumentieren die Verwender der Gendersprache.
Richtig ist, dass jeder damit gemeint ist. Generisch bedeutet das generell alle Geschlechter gemeint sind. Egal welches Geschlecht, das generische Maskulinum vereint uns alle. Das generische Maskulinum ist allgemein verbindlich für alle Menschen, egal welchen Geschlechts.
Spaltung der Geschlechter
So war und ist es noch gültig, bevor die Wortspalterei begann. Laut Duden handelt es sich bei „der Mieter“ um eine männliche Person, die etwas gemietet hat. „Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere.“, so der Duden in einer Anmerkung. Bisher war bei dem Begriff Mieter in Hausordnungen, Gesetzestexten und Mietverträgen immer davon auszugehen, dass er für alle biologischen Geschlechter gilt. Die Frau und auch Diverse hatte ebenso wie ein Mann dafür zu sorgen, dass der Hausflur gereinigt wird. Niemand wäre wohl auf die Idee gekommen, dass mit dem Begriff „Mieter“ im Mietvertrag nur männliche Personen angesprochen werden sollten. Da es sich um das generische Maskulinum handelt gilt der Begriff für alle Personen, unabhängig ihres biologischen Geschlechts.
Ausschluss von Frauen und Diversen
Die Abschaffung des generischen Maskulinums würde den Ausschluss aller anderen Geschlechter bedeuten. Wenn vom „Mieter“ die Rede wäre, dann wären nur Männer gemeint. Frauen und Diverse müßten draussen bleiben. Auch Mietparteien wie eine Firma wäre dann nicht mehr „Mieter“.
Die maskuline Form für Männer. Das wäre ein gewaltiger Rückschritt. Wenn auf einer Einladung stehen würde: „Schülerparty“ dürften nur männliche Schüler kommen. Das soll ein Fortschritt der modernen Gesellschaft sein? Vorher waren wir mit dem generischen Maskulinum alle gleich, nun sind wir auf das Sternchen, das BinnenI, den Schrägbindestrich oder den Doppelpunkt angewiesen?
Respekt vor den Frauen
Im Bundewahlkampf warb Olaf Scholz mit dem Slogan „Respekt für Dich“, „Deutschland braucht eine Gesellschaft des Respekts, Konsequent gegen jede Form von Diskriminierung.“
Es ist bezeichnend, dass solch ein Slogan in dieser Zeit nötig ist. Eigentlich sollten der gegenseitige Respekt und Toleranz selbstverständlich sein. Und dieser Respekt ist nicht von anderen Personen einzufordern, wie es heute gerne praktiziert wird, sondern auch selber zu leben. Da versteht es sich von selbst, die Frauen korrekt anzusprechen: die Bäckerin. Ich möchte keine Herausgeber:in sein. Das ist kein Wort. Das ist eine Spaltung, ein Anhängsel. Die Frau als Anhängsel oder Beiwerk ist eine Form aus einer alten Zeit.
Mir fehlt der Respekt vor den Frauen in dieser Gesellschaft. Ich teile auch nicht die Ansicht, dass Männer und Frauen gleich sind und es sich nur um gesellschaftliche Konstrukte handelt. Ich finde es anmaßend, wenn Männer der Meinung sind Frauen erklären zu können, wie sich Menstruationsschmerz anfühlt, welche Art des Gebärens die Beste sei oder aus umweltpolitischen Gründen vorschreiben, welche Menstruationsprodukte sie zu verwenden haben.
Das geht aber weiter in der neuen Fassung, nicht mehr Frauen sagen zu dürfen, sondern „Menschen mit Uterus“ oder „menstruierende Menschen“- eine Spaltung, ein Ausschluss von Frauen, die über diese Merkmale nicht verfügen.
Aber zurück zum Thema Gendersprache. Es gibt noch einen wichtigen Aspekt und einen wichtigen Grund, warum wir nicht spalten wollen und das generische Maskulinum verwenden:
Lesbarkeit für alle
Ich möchte eine Zeitung herausgeben, die alle anspricht und alle erreicht. Egal wo auf der Welt und egal wie schwer einem Menschen das Lesen fällt, jeder soll sich hier wohl fühlen und Informationen erhalten. Die Texte und Inhalte sind meist schwer genug, so dass wir schon sehr bemüht sind, sie einfach wie möglich zu gestalten.
Ich war lange Zeit als Lesemutter in einer Grundschule tätig. Ich habe mehrmals in der Woche mit Kindern Bücher gelesen. Ich habe sie aus dem Unterricht herausgeholt, mich mit ihnen in die Bibliothek der Schule gesetzt und je nach Kind und Stand mußte ich unterschiedlich ansetzen. Es sind nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, die Leseschwierigkeiten haben. Es sind auch Kinder, die „Lese“- Hemmungen haben; Kinder, die aus bildungsfernen Familien stammen oder Kinder, deren Eltern schlicht so viel arbeiten müssen, dass sie keine Zeit haben, mit ihnen abends noch ein Buch zu lesen. Bücher müssen auch interessant sein.
Gendertexte, die mehr Rätsel aufgeben, als Informationen vermitteln, sind nicht interessant. Schwer lesbare Kost, die sich vielleicht Institutionen erlauben können. Da gibt es dann auch eine Rubrik „Leichte Sprache“. Bei uns gibt es Texte für alle. Die Europäische Union empfiehlt Sonderzeichen wegzulassen und nicht unnötig viele Satzzeichen zu verwenden, siehe https://www.inclusion-europe.eu/easy-to-read/
Ich möchte eine Zeitung herausgeben, die für das Miteinander steht. Wir werden keine ideologische Sprache verwenden, die von der Mehrheit der Bürger abgelehnt wird, die Frauen und Diverse vom generischen Maskulinum ausschliesst. Ich habe es schon oft geschrieben:
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!
(1. Johannes 2,1-6)
Immer mit dem gebotenen Respekt vor den Menschen.
Ich denke, dass Frauen auch ohne Hilfe von Sprachspaltern, allein aufgrund veränderter gesellschaftlicher Rahmbedingungen in Berufen und in der Gesellschaft erfolgreich sind. Es gilt die Rahmenbedingungen für alle zu verbessern und alle Menschen mitzunehmen.
Dazu leiste ich gerne meinen Beitrag.
Die Herausgeberin
Bianka Specker
Bildquellen
- Alle: Gerd Altmann